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Wandbilder von Adolph von Menzel.
Die beiden Postkarten sind liebenswiirdige Ar-
beiten, ebenso angenehm ist der Gesamteindruck der
Geschaftskarten von Schwab, Alter, Robert Miiller und
der Darmstadter Mobelfabrik. Die ornamentalen Um-
rahmungen zu einer Serie Lichtdruckkarten der Ko-
lonie sind schlechthin als mustergiiltig zu nehmen.
Die Tatigkeit Hausteins umfaflt vorlaufig nur einen
Bruchteil des graphischen Gebietes, doch wiirde
man gern ofter so erfreulichen Arbeiten begegnen,
wie den Neujahrskarten und der zweifarbigen Ver-
lobungsanzeige.
Uber die interessanten Holzschnitte und Radie-
rungen Dr. Daniel Greiners soil gelegentlich be-
sonders berichtet werden.
Von Professor Dr. R. KAUTZSCH, Darmstadt.
IM Herbst dieses Jahres erschienen vier Holz
schnitte Menzels in ganz auBerordentlicher Ver-
groflerung. Die Blatter Friedrich der Grofie,
Zorndorf: zum Sammeln blasen, Friedrich der GroBe
am Lagerfeuer, die Tafelrunde Friedrichs des GroBen
verdanken ihre Entstehung der Initiative des Ver-
lags R. Voigtlander in Leipzig, der sich um die Ver-
breitung echterKunst bereits betrachtliche Verdienste
erworben hat. Die Absicht war, dem deutschen Hause
und der Schule einen wertvollen Wandschmuck mehr
zur Verfugung zu stellen. Die prazise VergroBerung
mittels Photolithographie und den aus-
gezeichneten Druck besorgte die Reichsdruckerei.
Der Preis (5 Mark fur die gewohnliche, 10 fur die
Luxusausgabe mit Tongrund und breitem weiBem
Rand) ist angesichts einer BildgroBe von 55x75 cm
gewiB nicht hoch zu nennen. Also ein erfreuliches
Ereignis?! Es wird mir nicht ganz leicht, dieses
Friedrich der GroBe am Lagerfeuer. Holzsehnitt von A. Menzel in Zinkographie wiedergegebe
Ereignis mit einigen Bedenken begruflen zu miissen.
Wer von uns wuBte heute nicht, was wir an Menzel
haben! Wer sollte sich nicht freuen, wenn seine
Kunst endlich auch ins Volk zu dringen vermochte!
Aber ist das nun wirklich der Weg?
Ich will mich nicht lange bei der theoretischen
Erwagung aufhalten, daB diese Blatter eben nicht
so gedacht waren, wie sie heute in den VergroBe-
rungen erscheinen. Es sind urspriinglich lllustra-
tionen, zwei nur 12,5X11 bzw. 11,5X10 cm
grofl, die beiden andern groBer 14,4X10 cm und
24,3 X 16,5 cm, somit rund etwa fiinf- bzw. viermal
kleiner, als die „Wandbilder". Konnen diese dieselbe,
oder, wie der Prospekt sagt, gar noch eine groBere
Wirkung tun, als die Urbilder? Wenn ja, dann hat
sich Menzel, als er die lllustrationen schuf, im MaB-
stab doch eigentlich vergriffen. Gewifl eine recht
unangenehme Folgerung! Aber, wie gesagt, wir
wollen auf eine solche akademi-
sche Erorterung kein zu grofles
Gewicht legen.
Sehen wir uns lieber die Ver-
groBerungen recht genau an und
vergleichen wir sie einmal mit
den Originalen. Allerdings nicht
mit den grauen Reproduktionen
des Prospekts, sondern mit den
wirklichen Originalen in guten
Drucken, die ja doch immerhin
zuganglich sind.
Ein solcher Vergleich scheint
mir folgendes zu ergeben: am
besten wirkt der Friedrich aus
Scherrs Schiller und seine Zeit.
Weniger gut schon Zorndorf. Am
wenigsten befriedigen das Lager
feuer und die Tafelrunde. Im
einzelnen finde ich: die klaren
Gegensatze von Schwarz und
Weifi und die Modellierung des
Friedrichbildes entfalten auch
nur aus einiger Entfernung ge-
sehen ihre voile Schonheit.
In der Nahe macht z. B. die
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