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The University Press, Cambridge, Mass.
habe daraufhin spater in New York die „Prang
Educational Co." aufgesucht und mich dort naher
iiber diese verdienstvollen Biichlein orientiert, die
ich auch vollzahlig mitnahm. Es wird in Amerika
eifrig an der kiinstlerischen Erziehung der Jugend
gearbeitet, und wenn man damit auch nicht ohne
weiteres eine Nation von Kiinstlern heranbildet, so
mag doch ein gewisser Grund fur asthetisches Emp-
finden gelegt werden, fur das die rastlos arbeitenden
vorigen Generationen bisher einfach keine Zeit
hatten. - Ein ganzer Tag war ferner dem anmutigen
Vorort Cambridge gewidmet, dem Sitz der altbe-
ruhmten Harvard University und mehrerer groGer
Druckereien. Ganz reizend liegen die Auditorien
und Wohngebaude der Universitiit zwischen Baumen
und Rasenflachen mit zahlreichen Tennisplatzen
verstreut, auf dem Charles River wird eifrig ge-
rudert und fur gymnastische Spiele ist ein riesiges
Amphitheater (Stadium) erbaut; wir diirfen wohl
ruhig zugeben, daG all dies seine recht guten Seiten
hat und daG eine Entwicklung unsrer akademischen
Jugend mit etwas mehr korperlichem Sport und etwas
weniger Alkohol kaum bedauerlich ware. Die Uni
versity Press ist mit der Universitat nicht nur dem
Namen nach, sondern auch durch ihre Geschichte auf
das engste verkniipft. Zu Beginn des Jahres 1639
durch englische Drucker als erste Presse in den
Kolonien begriindet, kam sie alsbald unter die Leitung
des Prasidenten der Universitat und befand sich in
dessen Haus. Der erste erhaltene Druck ist ein
Psalmbuch von 1640; weiter folgen dann namentlich
das Alte und Neue Testament in indianischer Sprache,
die ersten Bibeldrucke in Amerika, und 1665 wurde
die Presse als einzige Druckerei
in den Kolonien ausdriicklich
privilegiert. Von 1701 1761
hat der Betrieb geruht, dann
wurde er von der Universitat
wieder aufgenommen und wei-
tergefiihrt, bis 1803 die Begriin-
dung als eigentliche Firma er-
folgte. Unter verschiedenen
Namen ist diese dann fortge-
setzt worden, und namentlich
war es Charles Folsom (bis
1842), der durch den Druck von
Btichern in den verschieden-
sten Sprachen beruhmt wurde
und den Beinamen des „Har-
vard Aldus" erhielt. Fast alle
Lehrbucher der Universitat
wurden damals von der Presse
hergestellt. Die weitere Ent
wicklung machte endlich 1895
den stattlichen Neubau notig,
in dem sich der Betrieb jetzt
befindet. Derselbe arbeitet mit etwa 25 Pressen, mit
Linotype-Setzmaschinen und elektrischem Einzel-
antrieb, und die altmodischen Adams-Pressendie
keinen Zylinder haben, sondern wie unsre Tiegel-
druckpressen einen flachen Druck ausiiben, tun
noch recht gut ihre Arbeit, wenngleich natiirlich
auch zahlreiche moderne Maschinen daneben im
Gange sind. Auch als Verleger ist die University
Press noch tatig, und besonders mag uns hier ihre
gut geleitete Zeitschrift „The Printing Art" inter-
essieren, deren Vertretung fur Deutschland bekannt-
lich die Firma Poeschel Trepte in Leipzig iiber-
nommen hat. Die prachtigen, mit der Hand illumi-
nierten Pergamentdrucke einzelner in beschrankter
Auflage gedruckter Werke, die hier hergestellt wer
den, hatte ich spater in New York Gelegenheit, bei
deren Verleger G. D. Sproul naher zu bewundern, die
„St. Dunstan Illuminated Volumes", die eine Wieder-
belebung der alten Miniaturmalerei bedeuten sollen.
Es sind Werke der Literatur verschiedener Zeiten
und Volker, die durch Mr. Ross Turner mit Miniaturen
in den entsprechenden Stilen mit feiner Nachempfin-
dung wirklich vornehm geschmiickt werden: Dantes
Vita nuova iibersetzt von Rossetti, Shakespeares und
Petrarcas Sonette, MiltonsComus u. a. m., und jeder
dieser Bande kostet ein recht fiir amerikanische
Verhaltnisse berechneter Preis - 1000 Dollars.
Doch auch gute wohlfeile Ausgaben mit Illustrationen
werden von der University Press gedruckt und durch
G. D. Sproul vertrieben, so die Werke von Gauthier,
Thackeray, Smollett, Fielding und Defoe. Nicht
gar weit entfernt, gleichfalls am Charles River in reiz-
voller Lage, befindet sich die Riverside Press, ein
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