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8S8SSSSSSSSS8SSSSSSSSSS ARCHIV FUR BUCHGEWERBE
Die Druckfarbenfabrikation im Jahre 1904.
ist es, welche die eigentliche aufnahmsfahigeSchicht
fiir die Tusche und Kreide bildet. Um diese nun
langer zu erhalten, geniigt eine Losung von 20 g
schwefelsaure Tonerde in einem Liter Wasser, mit
welcher Zusammensetzung der Stein nach voll-
standigerSchleifungiibergossenwird. Zu bemerkenist
aber, dafi die schwefelsaure Tonerde vollstandig ge-
lost sein muB und niemals auf dem Stein trocknen darf.
Die graphische Branche hat durch die vielseitige
Verwendbarkeit des Zelluloids ein neues Arbeitsfeld
gewonnen, da bekanntlich sehr viele Zelluloidartikel
in Stein- und Blechdruck hergestellt werden. Anfangs
waren die Leistungen auf diesem Gebiete nur ge-
ringer Natur, neuerdings werden aber bessere Dar-
bietungen auf Zelluloid gezeigt. Zum Druck ist die
Blechdruckpresse am geeignetsten. Fehldrucke wer
den mit Benzin oder Spiritus abgewaschen, um eine
Ersparnis an dem teuren Material zu erzielen, bei
dessen Verarbeitung iibrigens grofie Vorsicht mit
offenem Licht geboten ist, da Zelluloid bekanntlich
sehr leicht entziindbar ist.
Unter den neuen lithographischen Verfahren sind
die sogenannten DeckweiBarbeiten mit nachheriger
Asphaltatzung recht beachtenswert. Gewandte Pin-
sellithographien konnen mittels diesem Verfahren
schnelle Resultate erzielen.
Die groB ausgebildete Postkartenindustrie kann ich
in bezug auf Lithographie und Steindruck nur inso-
fern erwahnen, als auf diesem Gebiet Senefelders
Kunst mit der Kunst Gutenbergs zusammen Hand in
Hand geht. Autotypische Zeichnungsplatten druckt
die Buchdruckschnellpresse, wahrend etliche bunte
Farben im Steindruck hinzugebracht werden. Alle
moglichen Herstellungsarten in der Lithographie fin-
den hier Anwendung.
Unter den neu erschienenen oder in Vorbereitung
befindlichen fachtechnischen Lehrbiichern verdient
das Werk von Friedrich Hesse, Die Chromolitho-
graphie besondere Erwahnung und Beachtung, denn
esbringt in seiner trefflichen Neubearbeitung alle Neue-
rungen und Vorteile zur Erreichung guter Arbeiten.
Autotypieahnliche Zeichnungen auf dem Stein wer
den mit den lithographischen Punktierplatten des
Karrographen erzielt, mit denen ein geschickter Litho
graph recht ansehnliche Resultate zu leisten vermag.
Die Lithographie hat heute, teils gedrangt durch
die photographischen Verfahren, teils im Bunde mit
diesen, eine grofie Vollkommenheit erlangt, zu der
auch z. B. das Autochrom-Verfahren gehort, das im
rationellen Postkartendrucke einen hervorragenden
Platz einnimmt. Der wesentlichste Vorteil dieses
Verfahrens besteht darin, dafi man unter Zuhilfe-
nahme der Photographie auf schnellste Art eine gute
Zeichnungsplatte erhalt, somit eine langdauernde
kostspielige Lithographie erspart.
Schon oben erwahnte ich die Versuche, in der
Lithographie den Dreifarbendruck einzurichten. Ich
darf hier nun nicht vergessen, zu erwahnen, dafi
manche Firmen versuchsweise von einem farbigen
Original orthochromatische Aufnahmen machen und
nach diesen dann den Dreifarbendruck durch aus-
giebige Retusche ausfiihren mochten. Ein derartiges
Verfahren hat aber mit dem rationellen Dreifarben
druck nichts zu tun, sofern dieser iiberhaupt fiir Stein
druck in Betracht kommen kann. Dieses Verfahren
ware vielleicht geeignet fiir Faksimile-Reproduktionen
von Kunstblattern, die im Lichtdruck hergestellt wer
den sollen, da aber dieses Gebiet nicht mit dem Stein
druck zusammenhangt, so muB ich mir ein Eingehen
auf diese Arbeitsweise versagen.
Wie alle Jahre, so sind auch heuer wieder aller-
hand Hilfsmaschinen und Steindruckpraparate er-
schienen, wie z. B. The Moliston-Platten, zusammen-
gekittete Platten, Vervollkommnung der Algraphie,
Prazisions-Pantograph, Neue Trockenmittel, Duratin-
Elektronor, Keratin-Praparate, Bronzier-, Puder-und
Abstaub-Maschinen, Pasta Cellensia, eine Zusatz-
masse fiir Steindruckfarben und viele andre derartige
Hilfsmittel.
So hat uns denn das abgelaufene Jahr geniigend
Verbesserungen und Vervollkommnungen gebracht,
von denen einige sich in der Praxis bewahren,
manche aber auch bald der Vergessenheit anheim-
fallen werden. Eine ausgesprochene Erfindung ist
nicht zu verzeichnen, ein Beweis dafiir, dafi das letzte
Jahr mehr auf den Ausbau des Vorhandenen, denn
auf Anderung des Bewahrten bedacht war. Vor uns
aber liegt das neue Jahr, das der Lithographie und
demSteindruckgewerbe einegleich erfreulichestetige
Entwicklung bringen moge.
Von Direktor Dr. L. DORN, Stuttgart.
gesteigerten Anforderungen, welche die verschie-
denen Reproduktionsverfahren an die Farben stellen,
gerecht zu werden. Diese Vervollkommnungen be-
wegten sich nach verschiedenen Richtungen, so wurde
besonders die Druckfahigkeit, Trockenfiihigkeit und
Ausgiebigkeit der Illustrationsfarben, ohne Steigerung
EPOCHEMACHENDE Erfindungensind im Jahre
1904 auf dem Gebiet der Farbenfabrikation
nicht zu verzeichnen; man mufi aber anerken-
nen, dafi die Farbenfabriken nicht stehen geblieben
sind, sondern auch in diesem Jahre eifrig bemiiht
blieben, ihreErzeugnisse zu vervollkommnen und den
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