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Die photomechanischen Vervielfaltigungsverfahren imjahre 1904.
Von Prof. Dr. G. AARLAND, Leipzig.
DAS vergangene Jahr hat, wenn auch keine
I epochemachenden, so doch einige recht be-
achtenswerte Fortschritte in dem Bereich
der photomechanischen Vervielfaltigungsverfahren
aufzuweisen. Mitunter ist man etwas sehr heifiblutig
ins Zeug gegangen und hat grofle Hoffnungen auf
Dinge gesetzt, die sich spater nicht bewahrt haben.
Die Reklametrommel ist aber trotzdem fleifiig weiter
geriihrt worden.
Man ist iiberhaupt in letzter Zeit mitunter wenig
skrupulos in den Mitteln gewesen seine Neuheiten
anzupreisen. Diese Unsitte darf nicht einreifien; sie
schadet der soliden Weiterentwicklung der photo-
graphischen Verfahren.
Betrachten wir nun der Reihe nach, was uns das
Jahr 1904 gebracht hat. Zunachst die fur den Re-
produktionstechniker so wichtigen Objektive. Die
optische Anstalt von Gorz stellt ein neues Reproduk-
tionsobjektiv mit vermindertem sekundarem Spek-
trum her, das den Namen Alethar fiihrt, die Licht
starke 1:11 besitzt und sich den bewahrten Apo-
chromat-Planaren von ZeiB und den Apochromat-
Collinearen von Voigtlander Sohn anschliefit. Die
optische Werkstatte von Carl ZeiO in Jena hat iibri-
gens neuerdings ein fur Moment- und Farbenauf-
nahmen bestimmtes Apochromat - Planar mit der
Lichtstarke 1 6,3 herausgebracht. Ebenso sind die
Apochromat-Tessare und Apochromat - Planare ge-
nannter Firma als Reproduktionsobjektive gut einge-
fiihrt. C. A. Steinheil, optische Anstalt in Miinchen,
fertigt aus vier unverkitteten Linsen bestehende
Unofocale mit der Lichtstarke 1 4,5 und 1 6. Diese
Systeme durften ihrer guten Farbenkorrektion wegen
auch fur Dreifarbenaufnahmen geeignet sein. Das
Dynar der optischen Anstalt von Voigtlander Sohn
in Braunschweig ist ein Triplet von der Licht
starke 1 6 und soil als billiges Universalobjektiv
dienen. Ein sehr gutes symmetrisches vierlinsiges
Objektiv erzeugt die optische Anstalt von Oskar
Simon in Dresden. Dieser, Tetranar genannte, Typus
mit den Lichtstarken 1 4,5 und 1:6 ist fur Repro-
duktionszwecke wegen seiner prazisen Scharfe recht
geeignet. SchlieBlich ist noch der neue lichtstarke
Universalanastigmat Imagonal 1 6 von Rodenstock
in Miinchen zu erwahnen. Es ist ein symmetrisches
Objektiv mit zwei verkitteten Linsenpaaren. Wahrend
fast alle neuen Objektive getrennte Linsen aufweisen,
kehrte Rodenstock wieder zu verkitteten Linsen zu-
riick. Nach den Untersuchungen von K. Martin in
Rathenow verhalten sich Objektive mit getrennten
und verkitteten Linsensystemen in bezug auf Licht-
verlust nahezu gleich.
Die fur Reproduktionszwecke bestimmten Kameras
werden in der iiblichen Form weitergebaut. Wesent-
liche Verbesserungen finden sich an der Reproduk-
tionskamera Reform der Firma Hoh Hahne in
Leipzig. Von dieser Kamera kann man sagen, daO
sie mit groBer Sachkenntnis hergestellt wurde. Das
Reform-Schwingstativ, auf dem die Kamera montiert
ist, weicht von der bisherigen Form ganz ab. Es
bietet selbst bei grofiter Belastung die Gewahr, daB
ein Vibrieren des Apparates ausgeschlossen ist. Das
Stativ besteht aus zwei Platten, zwischen denen eine
groBe Anzahl Spiralfedern eingelagert ist, die infolge
ihrer groBen Elastizitat jeden einseitigen und noch
so harten StoB ausgleichen, so dafi er fur die Auf-
nahme bedeutungslos ist. Die Kamera besitzt fest-
stehende Rastereinrichtung, wahrend die Kassette an
das Raster herangefiihrt wird. Der Fiihrungsmecha-
nismus wird dadurch nicht bloB vereinfacht, sondern
auch genauer als bei den bisherigen Systemen. Neu
ist auch die Rasterhaltung. Mittels einer Kurbel
werden die beiden Halteleisten einander entgegen-
gebracht und halten das Raster fest. Die Haltervor-
richtung fur die Aufnahmeplatten in der Kassette ist
in gleicher Weise ausgefiihrt. Es konnen dabei be-
liebige Plattenformate verwendet werden und kom-
men die Patten immer genau in die Mitte zu stehen,
die langweiligen, schlecht funktionierenden alten Ein-
richtungen kommen also in Wegfall. Eine weitere
Verbesserung an der Kassette ist das Fehlen des
Verschlufideckels, der vielen schon viel Arger be-
reitet hat. Ein Jalousieschieber ersetzt ihn in ein-
fachster Weise. Das ReiBbrett besitzt Kugelgelenk
und lafit sich in ausgiebiger Weise bewegen, ebenso
leicht aber auch wieder in die normale Lage zuruck-
bringen. Fur Prismenaufnahmen werden Kamera
und ReiBbrett nur um 45° gedreht, was Raumerspar-
nis bedeutet. Der Operateur hat von der Mattscheibe
alle Bewegungen der Kamera in seiner Hand; er kann
bequem die Rasterentfernung auf einer vor ihm lie-
genden Skala ablesen und die Mattscheibe durch be-
sonders feinen Trieb einstellen. Die Verstellung des
Objektivbrettes kann er ebenfalls von hier aus mit
tels eines Gestanges, das sich jedem Kameraauszug
anpafit, leiten. Eine Uhr mit Lautewerk erinnert an
die Beendigung der Exposition. Auf einer Dreh-
scheibe sind zwei Reifibretter angebracht. Das runde
drehbare, mit Gradeinteilung versehene, dient fur
Dreifarbenaufnahmen, das andre, schon beschrie-
bene, zu gewohnlichen Zwecken. Die Reform-Ka-
mera von Hoh Hahne weist sohin ganz beachtens-
werte Neuerungen auf und diirfte jetzt die beste und
praktischste sein.
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