ARCHIV FUR BUCHGEWERBE
Antiqua 7, je eine magere und halbfette Grotesk-
Kursiv und eine halbfette Grotesk; alles Schriften von
schlichter Art, aber tadellos in der Zeichnung und
der technischen Ausfiihrung. Eine halbfette und eine
schmale fette Antiqua in Originalschnitten brachte
die SchriftgieBerei Gebr.Klingspor heraus; Schriften,
wie sie zur Auszeichnung in Satzen aus „englischer"
Antiqua notwendig sind.
Eine verdienstvolle Schriftprobe mochten wir die
mit der Aufschrift Zeitungs-Reform versehene Samm-
lung von Anzeigenmustern nennen, die von der Schrift-
gieilei D. Stempel A.-G. versandt wurde. Auf mehr
als 20 Blattern Folioformats sind hier Beispiele von
Zeitungsanzeigen auf Zeitungspapier, also in ihrem
ungeschminkten Ausdruck, wiedergegeben, die nicht
nur die gute Wirkung der Stempelschen Schriften
zeigen, sondern auch geeignet sind, den Geschmack
derAnzeigensetzer zu fordern. Man solitediese Blatter
in den Setzersalen als Muster an die Wande hiingen,
damit die Anzeigensetzer zu ahnlichen Leistungen
angesporntwiirden. DieMustersindohneSatzkiinstelei
sehr wirksam gestaltet und sie konnen viel zu einer
sehr notwendigen besseren Ausstattung beitragen,
wenn sie den Setzern bestandig vor Augen sind.
Die Gruppe der Grotesk- oder Steinschriften erfreut
sich bei den Buchdruckern einer Beliebtheit, die selbst
durch die phantasievollsten Kunstlerschriften nicht
getriibt werden kann. Oie denkbar einfachsteund niich-
ternste Schriftform wird trotz alles Formenreichtums
des modernen Schriftwesens unter den Drucksachen-
bestellern stets noch viele Freunde finden, die sie
jeder andern vorziehen. GewissermaGen abseits von
alien andernBestrebungen finden dieGroteskschriften
in fast alien SchriftgieGereien eine sorgsame Pflege,
die sich darin auGert, daG ununterbrochen daran ge-
arbeitet wird, die einfache Grundform zu veredeln und
nach alien Seiten zu variieren. Die erste Schrift-
gielJerei, die dabei in groBem Stile planmaGig vorging,
war wohl die Bauersche GieGerei, die ihre Venus-
Grotesk in 18 Schnitten herausbringen will und auch
bereits zum groGten Teil fertig hat. Wir sehen da den
Groteskcharakter von schmal bis breit, von mager
bis fett, geradestehend und in Kursiv peinlich sauber
durchgefiihrt. Die SchriftgieGerei D. Stempel A.-G.
geht mit ihrer Reform-Grotesk auf dasselbe Ziel hin-
aus und will sogar 19 Garnituren bringen, von denen
bisher 13 vorliegen. Die SchriftgieBerei Heinr.Hoff-
meister halt sich mit ihrer Salon-Grotesk in etwas
bescheideneren Grenzen, die Schriften selbst sindje-
doch nicht minder gut. H. Berthold A.-G. hat ihre
Akzidenz-Grotesk-Schriften in einem schmuckenQuer-
quarthefte zusammengestellt und viele gute Beispiele
fur kleine Akzidenzen beigegeben, die die Schonheit
der Schriften erkennen lassen.
Breite Groteskschriften liegen als neue Original-
erzeugnisse auGer den obengenannten noch aus drei
GieGereien vor. Benj. Krebs Nachfolger bringen eine
breite magere und eine breite halbfette Phonix-Grotesk.
Die Splendid-Grotesk aus Wilhelm Woellmers Schrift
gieBerei, ebenfalls breit, mager und halbfett, ist im
magern Schnitt zart und im ganzen sehr elegant. Die
SchriftgieBerei Emil Gursch faGt unter dem Namen
Industria eine Serie von fiinf breiten Groteskschriften
zusammen: zart, mager, halbfett, fett und schraffiert;
die letztere hat den besonderen Namen Zephyr er-
halten; ein Zephyr-Schmuck und Zephyr-Bordiiren,
lineare Verzierungen in Schwarz und Grau, geben
Gelegenheit zu passender Ausschmiickung.
Die Gruppe der zierlichen Akzidenz- und Zirkular-
schriften brachte dem Buchdrucker im vergangenen
Jahre mehrere sehr gute Neuheiten. Die Laudahn-
Kanzlei,nachEntwurfen vonHeinrichLaudahn von der
Bauerschen GieGerei geschnitten, ist eine schwung-
volle deutsche Schrift, deren Charakter mehr in der
Mitte zwischen Schwabacher und Gotisch steht, die
aber durchaus modern empfunden ist und sich deshalb
in jeder Akzidenz bewahren wird. Die von Heinz Konig
fur die SchriftgieBerei Genzsch Heyse A.-G. ge-
zeichnete Superba ist eine graziose Kanzleischrift,
wie man sie sich fiir Privat- und Vereinsdrucksachen,
aber auch fiir Geschaftsbriefkopfe, Karten und Zir-
kulare nicht schoner wiinschen kann. Unter dem
Namen Sensation bringt die SchriftgieBerei Heinr.
Hoffmeister eine Steilschrift in Hotter stumpffeiner
Linienfiihrung mit initialen und Schmuck in lichter
Zeichnung, die sich der Schrift schon anpaGt; einige
Buchstaben mit sehr langen Unterlangen bringen ge-
legentlich ganz originelle Unterbrechungen in das
Satzbild. Eine als Kanzlist benannte Schrift von Benj.
Krebs Nachfolger ist eine ebenfalls steil geschriebene,
sorgfaltig geschnittene Type fiir feine Akzidenzen.
Die hiibsche Kartenschrift Belladonna der Schrift
gieBerei Julius Klinkhardt, von Hildegard Henning
entworfen, ist eine Art Rundgotisch in flottem Feder-
duktus. Zum SchluB seien noch zwei einander ahn-
liche sehr gute Zirkularschriften erwahnt, die in den
Gemeinen an eine Kursiv-Fraktur erinnern, in den
Versalien aber schwungvolle Schreibschriftformen
haben: die Souverain aus der SchriftgieBerei Genzsch
Heyse A.-G. ist etwas strenger im Ausdruck als die
Esther der SchriftgieBerei C.F.Riihl; beide Schriften
sind ausgezeichnete Erzeugnisse von vielseitigerVer-
wendbarkeit und vornehmer Wirkung.
Von der Kartenschrift Watteau der SchriftgieBerei
J. G. Schelter Giesecke ist ein Musterheft mit vielen
guten Anwendungsbeispielen erschienen, das auch
allerlei Schmuck an Ornamenten und Vignetten, der
sich dem gemessen graziosen Charakter der Schrift
vortrefflich anpaflt, enthalt.
In einigen Sammelheften sind Kartenschriften, oder
wie sie auch wohl ganz treffend genannt werden:
Schriften fur feinste Druckarbeiten geschaftlichen
281