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Werken beschrankt. Es dringt vor in andre
Bereiche der Literatur. Auch fur Biicher mehr
dichterischen Charakters erweist sich die neue
Photographie als gemaBes Illustrationsmittel—
da selbst die Literatur nach dem Leben hin-
tendiertund weniger phantastische Stoife ge-
wahlt werden. So umscbreiben etwa dieWerke
Paul Eippers eindrucksvoll, welches Erlebnis
das Tier fur den Menscben bedeutet. Hedda
Walthers geniale Bilder vertiefen und er-
ganzen die Ausfiihrungen des Autors mit
groBer Eindringlichkeit. Die Photographie er-
schlieBt bier vollig unbekannte Regionen des
Seelenlebens.
Auch der Erfolg von Bengt Bergs Biichern
erklart sich nicht zuletzt durcb das innige
Verbundensein von Wort und Bild. Die Photo-
graphien des Autors geben der keineswegs un-
poetischen Darstellung den Akzent des Er-
lebten undWabren. Lebensnahe undWabrheit
aber sucbt der Gegenwartsmensch im Buch.
Diese ganzeTendenz derZeit fiihrt dann hin
zu einer neuen Art des Romans, der niichtern
und sacblicb Gescbeben registriert. Gerade
in letzter Zeit sind zablreicbe Werke dieser
Haltung erscbienen. Als »Wirklichkeits-
romane« kann man diese Dichtungen bezeich-
nen. Zu nennen sind bier neben den erfolg-
reicben Kriegsbiichern Werke wie der Tat-
sachenbericht vom »Kampf urns Matterhorn«
(Carl Haensel), der Rennfahrerroman »Gi-
ganten der LandstraBe (Andre Reuze,Biicher-
gilde Gutenberg) oder der »Reportageroman«
von Erich Knauf »Ca ira«. Konsequent hat
man diese Werke, die an der Wirklichkeit
orientiert sind, durch Photographien erganzt.
Bild und Text sind eines Stils auch in einem
Werk des Dichters Heinrich Hauser iiber das
Ruhrgebiet sSchwarzes Revierc. Das Werk
scbwebt, wie die andern, zwischen Repor
tage und Dichtung. Der Text wird hier jeweils
durch filmisch angeordnete, kurz kommen-
tierte Photobilder erganzt, die das Gesagte
verdeutlichen.
Solche Erscheinungen zeigen, daB die Photo
graphie auch im Bereich der Literatur vor-
dringt.
Diese Tatsacbe ist nicht nur literariscb von
Bedeutung, sondern sie gibt einen Vorblick
auch auf die Richtung des Bucbgestaltens.
Der Typograph wird mehr und mehr das
Optische in seinen Kreis mit einzubeziehen
haben und sich bemiihen, eine innige zweck-
maBige Kuppelung von Text und Bild, Gro-
tesk und Photo zu erreichen, die eine rasche
Orientierung des Lesenden ermoglicht.
Bei aller Anerkennung des Bildlichen muB
zugleich aber auch gewarnt werden vor einer
optischen Inflation und Uberladung, wie sie
in den Magazinen herrscht. Nicht das Bild
wird bejaht - sondern das gute Bild, das
wesentliches mitzuteilen hat und die Wirk
lichkeit packt, wie die Beschreibungen eines
modernen Dichters. Beide Spharen und Aus-
drucksmittel Wort und Bild konnen sich
zweckmaBig, der Wiedergabe von Ideen und
Tatsachen dienend, im Buch erst zusammen-
finden, wenn ihre Grenzen und Bereiche er-
kannt und respektiert werden.
Nur an zwei Elementen zunachst, an Type
und Bild, waren dieWandlungsmoglichkeiten
des Buches in dieser Zeit aufweisbar. Die
Wege zu neuen Formen erschlossen sich von
wirtschaftlichen und technischen Erwagun-
gen her: Um billigen Preis gilt es Werke zu
schaffen, die leicht lesbar sind und dem
Rhythmus der Zeit sich fugen. Aufgabe des
Gestalters wird es sein, diese beiden Forde-
rungen in einer Buchform zu erfiillen, die
trotz maschineller Herstellung stileinheitlich-
geschlossen erscheint und dem modernen
Schbnheitsempfinden entspricht.
Alle andern Buchteile werden in gleicher
Hinsicht zu durchdenken sein. Auch die
Fragen des Einbandes, des Umschlags, der
Druckmethoden und der Papierwahl be-
diirfen einer Losung in neuem Sinn. Unter