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1. YorAnhaltungumdasPostulat 1. fl. 30 kr.
2. Yor die Druckerey Vortheile
der Deposition circa 10. fl.
3. Vor Bander, Citronen, Druk-
kerey-Sporteln etc. circa 4. fl.
4. Das letzte Cornuten-Geld mit
circa 5. fl.
5. Vor die Mahlzeit in Geld ohn-
gefehr 30. fl.
50. fl. 30 kr.
Zum letzten Male hort man im Jahre 1802 ge-
naueres iiber die Kosten, soweit das Postu-
lat um diese Zeit iiberhaupt noch bestand,
in einer spezifizierten Ubersicht, die offenbar
auf norddeutsche Verhaltnisse sich bezieht.
G. Hayn12berichtet auf Grund der Erfahrungen,
die er gesammelt:
1. Fordergeld 2 Rthlr.
2. Druckereivortheil 12
3. Deputat 20
4. Fur die 3 Beamten 2
5. Fur die Pritsche 2
Summa 38 Rthlr.
Nachdem nun der Cornut diese fur damalige
Geldverhaltnisse recht stattliche Summe er-
legt hat, schreitet man zur Aufnahme. Zu
einem rechtsgiiltigen Postulat sind fiinf ,,Be-
amte" notwendig: Der Depositor und sein
Gehilfe, „der Knecht", zwei Paten und der
Lehrmeister oder wie er im 17. Jahrhundert
mit Vorliebe genannt wird, der Pfaffe.
Eine auBerordentlich lebendige und wahrheits-
getreue Schilderung einer solchen Deposition,
wie sie im Beginn des 19. Jahrhunderts unter
Anlehnung an die alteren Sitten stattfand, gibt
eine in einem jetzt kaum noch auffindbaren
Biichlein des bereits obenerwahnten G. Hayn
beschriebene Darstellung
An einem Tage, der natiirlich schon langere
Zeit vorher festgesetzt ist, veranlaBt der von
dem Cornuten gewahlte Vertrauensmann die
Lehrlinge und nichtpostulierten Gesellen, die
Werkstatt zu verlassen. Hierauf spricht er
zu den Postulierten,,Meine Herren, treten Sie
doch ein wenig zusammen." Auf diese Auf-
forderung versammeln sich Alle um ihn her,
und nun fahrt er fort: „Monsieur N. ist ge-
sonnen, sein Postulat zu verschenken, hat
jemand unter Ihnen etwas dagegen einzuwen-
den?" Wenn nun alle, wie gewohnlich, stille
schweigen, so nimmt Einer das Wort und sagt:
,,Hat Er auch Geld? denn Er muB wissen, daB
Geld die Hauptsache ist." Der Postulant sagt:
„Ja", und bringt oberwahnte Summe Hier
auf werden die Beamten, als: Depositor,
Pfaffe und Knecht, gewohnlich durchs Loos
gewahlt; die Zeugen wahlt sich der Postulant
aus der Mitte der Postulirten selbst, auch wird
zugleich der Tag bestimmt, an dem das Postu
lat vor sich gehen soil, welches in der Regel
8 Tage darauf geschieht. Nach diesen Ver-
handlungen werden die zuvor Hinausgewiese-
nen wieder hereingerufen, und ein jeder setzt
die vorher von ihm verlassene Arbeit fort.
Wahrend der obgedachten 8 Tage muB der
Postulant einigemale anfeuchten, das heiBt:
so viel Brandtwein und Bier holen lassen, als
die Postulirten trinken wollen, so daB diese
Ausgabe nicht selten auch 2, 3 und mehrere
Thaler betragen kann.
Ist nun so der Postulats-Tag erreicht, so wird
es den Unpostulirten kund gemacht, daB sie
Nachmittags nicht in der Druckerei erschei-
nen durfen, weil daselbst ein Postulat gehalten
werden sollte; den Lehrlingen wird aufgege-
ben, die Druckerei nicht ohne besonderes Ge-
heiB zu beriihren. Zur bestimmten Zeit ver
sammeln sich denn alle Postulirte in der
Druckerei-Stube13, um einenTisch, der, durch
einen dazu besonders Beauftragten, folgender-
maBen servirt worden ist.
Den ganzen Tisch, nebst allem, was sich auf
demselben befindet, bedeckt eine weiBe Decke.
Unter dieser befindet sich erstens ein Teller
mit Salz, und auf dem Salze so viel Stiickchen
Brodt, als Gesellen vorhanden sind; zweitens