187
Buchwesens, auf dem Umschlag zu Dahls Geschichte des
Buches, und vielerorts sonst. Auch die eindrucksvolle Um¡
schlagzeichnung zu dem Verlagskatalog der Firma Hierse¡
mann mit dem aufgeschlagenen Folianten, zu dem die
Bücherfreunde hinstromen, ist eine schone Huldigung des
Künstlers an die Bewahrer der geistigen Schatze des Mern
schengeschlechtes.
DaB Stratil für die von ihm zu illustrierenden Bücher die
Technik des Holzschnittes oder Holzstichs bevorzugt, hat
einen zweifachen Grund. Zunáchst den mehr auBerlichen,
daB sie diejenige ist, die, indem sie die künstlerischen Ab»
sichten ihres Urhebers am treuesten wiedergibt, zugleich
dem Kaufer für einen geringen Aufwand zu graphiscben
Originalen verhilft. Wichtiger ist es, daB sie seiner Natur
am besten entgegenkommt. Denn indem sie aus dem
Dunkel ins Helle arbeitet, macht sie das Spiel des Lichtes
um die Kórperwelt zu ihrem Grunderlebnis. Welches sen
ner Blatter man auch betrachten moge, immer oíFenbaren
sie spharische Reize.
Nicht alies ist gleichwertig, wie es bei einer so erstaunlich
reichen Produktivitát gar nicht anders sein kann, aber den
besten Bláttern eignet ein monumentaler Zug, der Wille
zur GroBe. Er findet seine Entsprechung in einer Sachlich»
keit, die sich in liebvoll behaglichen Ausmalen selbst der
kleinsten Einzelheiten ausdrückt. So groB seine Vorliebe
für den Píolzschnitt ist, so vernachlassigt er darüber nicht
die anderen graphischen Techniken, - weder die Bien
stift» und Federzeichnung noch die Lithographie, weder
die Radierung noch das Aquarell, ja selbst die sonst
wenig gepflegte Rótelzeichnung wendet er gelegentlich
an. Alie Einseitigkeit lehnt er ab, ohne Pathos, aber ent*
schieden: auf geistigem und stilistischen Gebiet ganz
ebenso wie auf technischem.
Stratil ist nie ein Sklave der Mode gewesen, ebensowenig
wie er zu jenen radikalen Neuerern gehórt hat, die sich
selber zum Mafl aller Dinge setzen. Vielmehr steht er
innerhalb einer festen Tradition, die er auf Grund der
meisterlichen Beherrschung des Handwerklichen zugleich
weiterbildet. Er ist in jenem tiefen Sinne deutsch, daB es
sich nicht damit begnügt, die Welt des Schaubaren zu ge*
stalten, sondern hinter dem Zeitgebundenen die Ewig*
keit, hinter den Schopfungen des Menschen das Schicks
sal, aus dem sie erwachsen, ahnen láBt. So trifft er uns, ins
dem er sein letztesGeheimnis unter dem keuschenSchleier
der klaren Form und einer reinlichen Farbe offenbar
macht, ins Herz, spricht uns alien tief aus der eigenen
Seele, denn, um mit dem Wort eines neueren Dichters
zu schlieBen
„Das, was er schuf, ist auch unsere Welt,
Darin unsichtbar, aber wirksam und stark
Die Boten Gottes umgehn."
Zwei Holzstiche zuC. F. Meyer, Novellen
(Philipp Reclam jun.Verlag, Leipzig)