ígntímiiilunggftttfen ber Ht^ípauaíe^ntit
Jfltgattó» ttnb iPoflttüüerfa^ren
jDínjotppfierfaljren
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Yon Emil Kóditz
Unter den photographischen Kopierver»
fahren sind die ersten Versuche zur Bild<
vermittlung ohne Silbersalz in den vierziger
Jahren des 19. Jahrhunderts unternommen
worden. Aussolchen Versuchen entstanden
Verfahren, zu denen das Papier vorherr»
schend mit Eisen» oder Chromsalzen licht»
empfindlich gemacht wurde. Damit konn»
ten Zeichnungen, die in schwarzen Strichen
auf durchsichtigem Papier (meist Paus<
papier) ausgeführt waren, auf das licht»
empfindliche Papier unmittelbar kopiert
werden. Deinnach war dazu keine photo»
graphische Aufnahme cNegativ) notig.
Denken wir daran, dad manche Zeich»
nungen, z. B. Bauplane oder Werkzeich»
nungen für Maschinenbau, mehrfach ge<
braucht werden, deren Wiederholung
durch das Pausverfahren von Hand zeit»
raubend und verháltnismáBig mübevoll ist,
so überrascht die einfache Vervielfáltigung
mit Hilfe des Lichtes. Diese photographi»
sche Arbeitsweise erbrachte nicht nur
schneller die Wiederholung der Zeich»
nung, sondern auch deren vollige Überein»
stimmung in alien Einzelheiten. Daraus
erklart sich, daB einer Pause von Hand
gegenüber eine Pause mittels Licht den
Vorzug errang. Aus diesem Entwicklungs»
verlaufist die BegriíFsbildung „Lichtpause"
verstándlich.
Die Lichtpausverfahren unterscheidet man
nach der Bildwirkung in der Kopie. Je nach
den verwendeten Salzen für die Licht»
empfindlichkeit des Papiers und der Be»
handlung der Kopie in der Entwicklung
wird die Zeichnung hell auf dunklem
Grund (negativ) oder dunkel auf hellem
Grund (positiv) wiedergegeben. Deshalb
spricht man von Negativ» oder Positiv»
kopie. Eisensalze, z. B. Ferricyankalium
(rotes Blutlaugensalz), zitronensaures Eisen»
oxydammoniak und Oxalsáure ergeben
blaue Kopien (wie Berliner Blau) in nega»
tiver Bildwirkung. Manche Eisenoxydsalze
dagegen verschaffen in der Kopie an den
nnbelichteten Stellen durch Einwirkung
von Gallussaure oder Tannin gallus» oder
gerbsaures Eisenoxyd, das schwarz wie
Tinte wirkt (Tintenverfahren; Positiv»
kopie). Im photographischen „Anilin<
druck" dient Kaliumbichromat, mit Phos»
phorsaure oder mit phosphorsaurem Na»
tron und Magnesiumchlorid gemischt, zur
Bereitung lichtempfindlichen Papiers.Wird
die Kopie zur Entwicklung in einem
Ráucherkasten Dámpfen von Anilinol und
Ammoniak ausgesetzt, so entsteht an den
unbelichteten Stellen violette Anilinfarbe,
dagegen an den unbelichteten Stellen nicht,
so daB eine Positivkopie vorliegt. Setzt man
dem Waschwasser Ammoniak zu, so wird
das Bild blau. Lichtpausen in blauer Farbe
werden Blaupausen oder Blaukopien ge»
nannt. Um die Jahrhundertwende kam das
„Sepia»Blitz»Lichtpauspapier" zur Geltung,
mit dem in kurzer Belichtung und ein»
facher Behandlung sepiafarbige, dunkel»
braune Kopien (Sepiakopien) entstanden.
In all den Lichtpausverfahren muBten die
Kopien zur Entwicklung in Wasser» und
Chemikalienbadern behandelt werden,
wonach sie beim Trocknen in der Papier»
gróBe schwanden und nicht mit den MaBen
der Vorlage übereinstimmten. Dieser
Nachteil veranlaBte, Wege zur Trocken»
entwicklung zu suchen.
Um das Jahr 1889 bahnte sich die Be»
nutzung von Diazoverbindungen für pho»
tographische Zwecke an. Nachdem Profes»
sor Dr. Kógel in Karlsruhe neue Diazo»
verbindungen gefunden hatte, gelang ihm
die Ausarbeitung eines Lichtpausverfahrens
mit Trockenentwicklung (DRP. vom
30. November 1920), das von Kalle £5 Co.
in Wiesbaden»Biebrich übernommen und
ais „Ozalid"»Verfahren verbreitet wurde.
Damit erlangten die „Diazotyp»Papiere"
in der Lichtpaustechnik das Ubergewicht,
weil die hóhere Lichtempfindlichkeit und
die leichte Arbeitsweise die Vervielfalti»
gung betrachtlich beschleunigten. Der»
artige Verfahren haben den Grundzug,
daB zwei in ihrem Gefüge verschiedene
Stoffe (Diazoverbindung und sogenannte
„Kupplungskomponente") gegenseitig ein»
wirken, so daB ein Farbstoff entsteht. Zum
Beispiel besitzt das „Ozalid"»Papier einen
Aufstrich, der im wesentlichen aus der
gelbgefarbten lichtempfindlichen Diazo»
komponente und einer Azoverbindung, der
Kupplungskomponente, besteht. Wird auf
solches Papier eine Pause gelegt und be»
lichtet, dann zerstórt das Licht an den
zeichnungsfreien Stellen die Diazoverbin»
dung, der Grund wird weiB, dagegen be»
halten unter der dunklen Zeichnung die
Diazo» und Azobestandteile die Fáhigkeit,
spáter unter Einwirkung von Ammoniak»
dámpfen einen Farbstoff zu bilden. So ent»
stehen auf „Ozalid"»Papieren, «Leinen und
»Folien verschiedener Starke und Ober»
fláchenbeschaffenheit nach positiven Vor»
lagen positive Kopien in bestándig schwar»
zer, blauvioletter óder gelbbrauner Farbe;
auBerdem ist an Stelie der vom Licht zer»
storten (ausgebleichten) Diazoverbindung
farblos bestándiger Grund. Auf der glei»
chen Grundlage beruht das „Safir»Sl»Ver<
fahren"(DRP.) der Renker»Belipa G.m.b.H.
in Düren, das ais SchnelhLichtpausver»
fahren angewendet wird. Zur Bildung des
Farbstoffs in der Kopie dient ein flüssiger
Entwickler, der aber, sparsam nur auf die
Bildseite gebracht, in kurzer Zeit schwarze,
braune oder rote positive Bildwirkung ver»
schafft. Diesem Verfahren wird ebenfalls
MaBgenauigkeit nachgerühmt. In beiden
Verfahren werden auch Mittel an die Hand
gegeben, Bildstellen auszuloschen, so daB
Zeichnungsánderungen ausführbar sind.
fXeQet&erfíilireit
Von einseitig undurchsichtigen, zweiseitig
gezeichneten, geschriebenen oder bedruck»
ten Vorlagen werden mittels Reflexver»
Federzeichnung von Karl Stratil zu: Hupbach, Das Land der ewigen Sonne
(Verlag E. A. Seemann, Leipzig)