ainbertyalb Ja^unUert Eubolf JU. Kotyret
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buches der Bibliothekswissenschaft hat
E. v. Rath»Bonn in seiner Darstellung des
Buchdrucks im 13. und 16. Jahrhundert an
geeigneter Stelle zwei wichtige Abschnitte
zur Geschichte der Buchdrucklettern ein»
gefügt, die in knapper, aber alies Wesent»
liche zusammenfassender Weise „Schwa#
bacher und Fraktur" sowie „Antiqua und
Kursive" in ihrer Entstehung und weiteren
Entwicklung behandeln.
Für das 17. und 18. Jahrhundert sind
derartige, über die Druckschriftentwick»
lung zusammenfassend orientierende Ab»
schnitte nicht zu finden und auch die De<
metersche Geschichte der Buchdrucker»
kunst (Band II im Erscheinen) enthalt bei
der Darstellung des Buchdrucks im 17.
und 18. Jahrhundert von Hermann Barge
keine zusammenfassende typengeschicht»
liche Darstellung dieser Art, doch ist, eben»
so wie im Milkauschen Handbuch, im Rah»
men der Darstellung dasThema der Druck»
lettern jeweils mit behandelt worden.
Gleichwohl hatte man für diese spatere
Zeit in beiden Fallen eine Übersicht in der
Art, wie sie E. v. Rath gegeben hat, wohl
gewünscht.
AufschriftgeschichtlicheEinzelgebiete, wie
das derFraktur<Druckschrift, wurde neuer<
dings die Aufmerksamkeit gelenkt durch
eine Arbeit von K. F. Bauer (Zeitschrift
für Bücherfreunde 1936, Heft 1, Beilage),
wo die überraschende Behauptung aufge»
stellt wurde, der Augsburger Schreiber
Leonhard Wagner sei der Schopfer der
Fraktur, wogegen sich Cari Wehmer in den
Beitrágen zur Inkunabelkunde II (1938)
mit so guten Gründen wendet, daB León»
hard Wagner schwerlich ais Frakturschóp#
fer angesehen werden kann und daB es bei
der Neudorffer#Andreae»Fraktur sein Be»
wenden hat.
Leider ist diese neue These kritiklos von
einer Reihe von interessierten Zeitschriften
des In» und Auslandes übernommen wor#
den und ungeprüft wird der Sonderdruck
auch in der 2Auflage (1937) von D.B.Up»
dikes Werk „Printing types" (I, 283) ais
Quelle für die Entstehung der Fraktur»
schrift zitiert, wáhrend die wichtigen Ar<
beiten von Kautzsch und Crous nicht ge»
nannt sind.
DaB Updike in der AntiquaíFrage noch auf
dem bisherigen Standpunkt steht, demzu#
folge Adolf Rusch inStraBburg ais erster be»
reits 1464 Antiquaf Lettern verwendet habe,
ist nicht anders móglich, da die neuesten
Forschungen hierzu von E. v. Rath erst 193 8
veroiFentlicht worden sind. Es dürfte da»
nach feststehen, daB nicht Rusch, sondern
Sweinheim und Pannartz ais erste die An<
Holzstich von Karl Stratil
zu: Wendel, Pegasus in Tabakwolken
(Verlag Karl W. Hiersemann, Leipzig)
tiqua verwendet haben, daB also diefrüheste
Antiqua in Subiaco zu suchen ist.
In seiner Auffassung der Fraktur des
Schoenspergerschen Gebetbuches für Maxi»
milian vermogen wir dem absprechenden
Urteil D. B. Updikes ebensowenig zu fob
gen wie in seiner Beurteilung der Fraktur
überhaupt, insbesondere auch der Breit»
kopfíFraktur. Wahrend Updike in dieser
Hinsicht keine Revisión seiner Stellung»
nahmen hat eintreten lassen, bringt die
neue Auflage Erweiterungen und Ergan»
zungen zu den Abschnitten über Frank»
reich und England sowie ais neu eine Dar»
stellung des spanischen Buchdrucks. Da»
mit hat das wertvolle Werk eine er»
wünschte Abrundung erfahren.
In der Terminologie der Druckschriften»
bezeichnungen hat sich der Verfasser auch
in dieser 2. Auflage leider nicht für die
klaren Benennungen, wie sie Hessel ein<
geführt hat, entschieden. Das hat zurFolge,
daB er sich mit Umschreibungen helfen
muB, die nicht notig wáren, wenn er sich
der, gerade auch für den internationalen
Gebrauch, sehr geeigneten Termini Hessels
bedient hatte.
In dem Abschnitt über den Frühdruck in
Italien ist auf die Tatsache, daB dort der
Buchdruck zwar mit Antiqua» und Gotico»
Antiquaschriften beginnt, die aber bald
durch die Goticorotunda eine überaus
starke Konkurrenz erhalten, nicht so deut»
lich wie zu wünschen hingewiesen, so daB
der irrige Eindruck erweckt wird, die An»
tiqua habe in Italien in dieser Zeit sozu»
sagen allein das Feld behauptet.
Das Thema des ersten Aufkommens der
Egyptienne und Grotesk wird in dem Ab»
schnitt über englische Drucklettern 1800
bis 1844 nur gestreift und beide Schriften
werden auch spaterhin nicht mehr erwáhnt,
obwohl sie die Grundlagen für eine Fülle von
modernen Druckschriften geworden sind
und zeitweilig den typographischen Ge»
schmack im ÜbermaBe beherrscht haben,
so daB eine etwas ausführlichere Darstel»
lung vielleicht am Platze gewesen wáre.
Durch eine wesentliche Preisherabsetzung
(auf 7*/a für beide Bande) hat der Ver»
fasser sein Buch nunmehr alien denen zu»
ganglich gemacht, die es zum Studium be»
nótigen. Das reiche Abbildungsmaterial
war bereits seit der ersten Auflage eine
wesentliche Hilfe zur Einführung in das
Gebiet der Typenkunde.
Wir müssen jedenfalls immer wieder be»
dauern, daB wir ein so gründliches Buch,
das das Gesamtgebiet in so erschopfender
Weise behandelt, in unserer buchgeschicht»
lichen Literatur bis heute noch nicht be»
sitzen. H. B.
Das in Brünn und Badén bei Wien an»
sassige Druck» und Verlagshaus Rudolf M.
Rohrer, dessen Gründung in das Jahr 1786
zurückgeht, gab aus AnlaB des hundert»
fünfzigjahrigen Bestehens eine Gedenk»
schrift heraus, die, in die Form eines sach»
lichen Arbeitsberichts gekleidet, einen
bemerkenswerten Baustein zur Geschichte
des Buchdrucks und Verlags in Bóhmen
und Osterreich darstellt.
Der 134 Seiten starke Quartband, ge»
schmückt mit Lithographien, zahlreichen
schonen ein# und mehrfarbigen Autotypien,
mit wohl abgemessenem DurchschuB aufs
vornehmste mit Marginalien gedruckt,
zeigt den hohen Stand druckerischen Kon»
nens des Brünner Stammhauses. Ein vor#
nehmer blauer Ganzleineneinband mit
Signetaufdruck in Gold umschlieBt das
Ganze.
Besonderen Wert legten die Verfasser A.
Altrichter und G. Künstler auf die Dar»
stellung des Wirkens der mit der Firma
verknüpften leitenden Personlichkeiten,