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TORQ.UATO TASSO
Prinzeffitt
Mein Freund, die goldne Zeit iít wohl vorbei.
Allein die Guten bringen fie zurüdc/
Und foll ¡cfi dir geltehen, wie idi denke:
Die goldne Zeit, womit der Diditer uns
Zu schmeicheln pflegt, die lchóne Zeit, fie war,
So ícheint es mir, fo wenig, ais fie iít;
Und war fie ;'e, fo war fie nur gewifi,
Wie fie uns immer wieder werden kann.
Noch treffen ficb verwandte Herzen an
Und teilen den Genufi der fchonen Welt,-
Nur in dem Wahlfpruch andert fidi, mein Freund,
Ein einzig Wort: Erlaubt iít, was fidi ziemt.
Taffo
O wenn aus guten, edlen Menfifien nur
Ein allgemein Gericht beltellt entfchiede,
Was fich denn ziemt! anltatt dafi jeder glaubt.
Es fei auch fcbicklidi, was ihm nützlicb iít.
Wir fehn ja, dem Gewaltigen, dem Klugen
Steht alies wohl, und er erlaubt sich alies.
Prinzejfin
Willlt du genau erfahren, was fich ziemt,
So frage nur bei edlen Frauen an,
Denn ihnen iít am meilten dran gelegen,
Dafi alies wohl fich zieme, was gefchieht.
Die Scbiddidikeit umgibt mit einer Mauer
Das zarte, leidit verletzlicbe Gefchledit.
Wo Sittlidikeit regiert, regieren fie,
Und wo die Frecbheit herrfcht, da find fie nichts.
Und wirlt du die Gelchlechter beide fragen
Nach Freiheit ítrebt der Mann, das Weib nach Sitte.
lajfo
Du nennít uns unbandig, roh, gefühllos?
PrinzeJttL
Nicht dasAllein ihr Itrebt nach fernen Gütern,
Und euer Streben mufi gewaltfam fein.
Ihr wagt es, für die Ewigkeit zu handeln,
Wenn wir ein einzig nah befchranktes Gut
TiemanmMediával (1909) nach Zeichnung von Profefíor WalterTiemann