CICERO
Elzevir
BORGIS auch die schlaffahigen Pflanzen;
Schriftgiesserei Emil Gursch, Berlin S.
NONPAREIL Eine der interessantesten Beobachtungen
PETIT mit sehr zartgefiederten Biattern wie den
das Stadium des
Schlafesan. Der
Lichtreiz allein kann jedoch fur die Zeit
desselben nicht massgebend sein, zumal
viele Pflanzen schon vor dem Eintritt der
Dunkelheit zu schlafen anfangen, andere
wiederum, wie die Tigridia pavonia, bis
zu den wiirmsten Sonnenstrahlen des
Messinglinienfabrik Stempelschneiderei
1 wvnamAi
J 'orliegend bringen
wir eine im Ori-
j ginaischnitt her-
gestellte, unter dem Namen
verbreitete Schrift zum Abdruck,
die mit vollem Rechte als eine
moderne Druckschrift bezeichnet
wird. Ihre kraftvolle Zeichnung
und die correcte Durchfiihrung in
den einzelnen Figuren macht sie
fur Drucksachen, denen stilreine
Schriften zu Grunde gelegt werden
miissen und die den Forderungen
der neuen Kunstrichtung geniigen
sollen, unentbehrlich. Die Elzevir
ist vorlaufig in fiinf Graden, von
Nonpareil bis Cicero, geschnitten
und diirfte mit den theils schon
vorhandenen, theils noch in Vor-
bereitung befindlichen Auszeich-
nungs- und Cursiv-Schriften fur
jede Druckerei ein Material bilden,
dass sich auch als durchaus noth-
wendig fur solche Arbeiten erweist,
in welchen ein Zusammenbringen
aller moglichen Schriftcharaktere
storend wirkt. Alle zu unserer
Elzevir passenden Schriften sind
mit systematischem Durchschuss
miteinander in Linie zu stellen,
so dass sie auch in technischer
Beziehung Vortheile bieten. Die
Grossenverhaltnisse der einzelnen
Grade sind bei der vollstandigen
Ausnutzung des Kegels solche,
dass die Schrift auch bei com-
pressem Satz klar und deutlich
erscheint. Nebenstehend sind die
einzelnen Grade in compressem
Satz gezeigt, wahrend auf vor-
stehender Spalte Borgis Elzevir
mit Viertelpetit Durchschuss ver-
wendet wurde.
fur den Botaniker liefert der Schlaf der
Pflanzen. Darwin behauptet bekanntlich, dass eine eigentliche Grenze
zwischen der Menschen-, Thier- und Pflanzenwelt garnicht existirt. Was
diese Eigenschaft nun betrifft, hat der grosse Naturforscher in der That
Recht. Denn wie sich der Mensch und das Thier nach einer bestimmten,
durch die Zeit normirten Thatigkeit einem Zustand der Ruhe iiberlassen,
welchen wir mit Schlaf bezeichnen, so herrscht dieses Gesetz auch fur
die Pflanzen. Wenn anscheinend einige Ausnahmen vorhanden sind, so
liegt der Grund wohl zumeist darin, dass es uns noch nicht gelungen
ist, unsern Beobachtungen die nothige Scharfe und Sicherheit zu geben.
Dafiir sind sie in anderer Hinsicht um so ergiebiger ausgefallen. Die
Erscheinungen sind allerdings oft so entschieden in ihren ausseren Merk-
malen, dass sie in das Auge fallen mussten. Die Stellung der Blatter
und Bluthen erleidet eine Veranderung; die ersteren hangen herab, die
letzteren falten sich zusammen. Besonders gilt dies von den Pflanzen
Mimosen, Cassien und Akazien. Andere,
wie die Lotusarten driicken sich, als ob sie einer Stiitze
bediirfen, fur die Zeit dieser Ruhe gern an den Stamm.
Stets aber erhellt das entschiedene Bestreben, Bliithe und
Frucht vor der rauhen Nachtluft oder andern schadlichen
Einfliissen zu schiitzen. Selbst in der Stellung, welche
die Pflanzen dabei einnehmen, zeigt sich die Aehnlichkeit,
welche sie mit den Geschopfen des Thierreichs haben.
Es ist eine interessante Erscheinung, dass diese im Schlafe
unwillkurlich zumeist die Lage wdhlen, welche sie im
Fotuszustande hatten; dasselbe Bestreben bekunden aber
-denn die Bluthe schliesst sich
wieder zur Knospe, das Blatt rollt sich zusammen
zur noch nicht entwickelten Form. Nur in einer
Hinsicht kann sich ein Unterschied zwischen dem
Schlaf der Thiere und demjenigen der Pflanzen nach-
weisen lassen. Die Geschopfe der Fauna sind stets
dazu geneigt, die der Flora jedoch nur zu einer
scharf umgrenzten Zeit. Allein es scheint, als ob
Blumen mit sehr fein gefiederten Biattern auch gern
ein Mittagsschlafchen halten. Gewohnlich tritt die
^uhe fur die Pflanzen
erst mit der Abend-
dammerung ein. Das Bediirfniss danach hangt
wohl mit dem mehr oder weniger intensiven
Lichtreiz zusammen, welchem sie ausgesetzt
sind. Denn in dem Masse, wie sich der Winter
nahert, schwindet es auch bei den meisten
Pflanzen. Nur die immergriinen Tamarinden
und Cassien deuten auch im Winter durch eine
wenngleich geringe Veranderung ihrer Blatter