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Okt. 1923
DEUTSCHER BUCH- UND STEINDRUCKER
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baB man erst vorweg bemiiht blieb, technische Fort-
schritte unb Neuerungen, bie vor bem Kriege schon
angebahnt wurben, weiter auszubauen unb bas Ge-
werbe vor allem wieber auf seine altgewohnte kunsl-
lerische Hohe, bie im Kriege arg bebrangt wurbe, zu
bringen. Es sei babei nur an bas Offsetverfahren
erinnert, bessen Ausbau unb Ausbreitung erst bas
Werk ber Nachkriegszeit sein konnte. Zum anbern
aber ging es mit ber Normung in ber graphischen
Inbustrie in ber Ietzten Zeit nicht recht vorwarts, weil
unter Beachtung ber mannigfaltigen Komplizierlheit
unb Vielgestaltigkeit ber graphischen Zweige eine rest-
lose Anpassung an bie Grunbsatze ber Normungs-
fachleute nicht immer ohne Bebenken bleiben konnte.
Wie sich aber zeitgefiihlte Forberungen alien
Schwierigkeiten unb Hemmungen zum Trotz burch-
setzen, so ist man auch jetzt in ber graphischen In
bustrie auf bem Wege ber Normung ein gewaltiges
Stuck vorwarts geschritten. Es hanbelt sich babei
um bie seit langem angestrebte Vereinheitlichung ber
PapiergroBen. Die Durchfiihrung bieses Gebankens
scheiterte in erster Linie baran, bafl bie Papier-
fabrikanten ben papierverarbeitenben Betrieben keine
geeigneten Formatpapiere lieferten, aus benen bann
bie Einheitsformate ohne Abfall geschnitten werben
konnten. Diese Schwierigkeiten bestehen teilweise
auch jetzt noch. Aber bie Papiernormungsbewegung, im
Buchgewerbe iibrigens auf bem Gebiete bes Zeitungs-
brucks burch Anpassung an bas sogenannte Berliner
Zeitungsformat nicht neu, hat boch jetzt ben Sieg
bavongetragen. Bezeichnenb bafur ist bie Anorbnung
bes Reichsposlministeriums, wonach in ber Post-
verwaltung sobalb als moglich als Ersatz fiir bie bisher
gebrauchlichen Folio- unb Melbebogen sowie fur bas
Herrenpapier bie DIN-Normen eingefuhrt werben
sollen. Es kann kein Zweifel baruber bestehen, ball
sich biesem Vorgehen auch bie iibrigen Reichsver-
waltungen anschlieBen werben, unb bafl anberseits
auch bie Privatwirtschaft immer mehr zur Einfiihrung
bes einheitlichen Papierformats schreiten wirb.
Ein weiterer Schritt auf bem Wege ber Normung in
ber graphischen Inbustrie ist im Maschinenbau unter-
nommen worben. Hier sinb es zunachst bie Maschinen,
bie fiir ben eigentlichen Druck bestimmt sinb, weiterhin
bie groBe Zahl ber Maschinen fiir bie Papierverarbeitung,
wieSchneibemas<hinen,Pappscheren,Heftapparateusw.,
wo an Stelle ber bisher in unenblich mannigfachen
Variationen gebauten Stiicke einheitliche Maschinen-
typen geschaffen werben konnen. Durch serienweise
Anfertigung lassen sich berartig normalisierte Maschinen
am wirtschaftlichsten herstellen, unb zum anbern ist
auch ihre Verwenbungsmoglichkeit in ben Betrieben
weit vorteilhafter, als es bisher bei ber unenblich
groBen Zahl von Maschinenarten, bie ben papier
verarbeitenben Werken zur Verfiigung stanben, ber
Fall sein konnte. Man wirb auf biese Weise, ahnlich
wie in Amerika, bahin kommen, baB jebe Maschinen-
fabrik nur noch eine bestimmte Type von Schneibe-
maschinen, Schnellpressen, Falzapparaten usw. baut,
bei ber alle zeitgemafien Forberungen einer rationellen
Technik unb Wirtschaftsweise zur Anwenbung ge-
kommen sinb.
Normung in biesem Sinne wirb bie wirtschaftliche
Leistungsfahigkeit im graphischen Gewerbe erhohen,
ohne baB babei ber Qualitatsgebanke in Mitleibenschaft
gezogen wirb. Wurbe aber jemanb auf ben Gebanken
kommen, ber iibrigens nahe liegt, eine einheitliche,
allgemein gultige Schrifttype zu schaffen ober eine
einformige Buchausstattung anzuwenben, um auf biese
Weise Normung zu treiben, so miifite bies auf ben
einmiitigen Wiberstanb aller berer stoBen, bie im
Buchbruck nodi eine Ausbruckskunst erblidcen, bie
inbivibuell nach jeweils inbivibuellen Gesichtspunkten
gestaltet werben mufi. Hier wirb sich hinter ber Ein-
form, um mit Zarathustra wieber zu sprechen, aus-
brucklose Ein-form verstecken, bie im rein mechanischen
Vervielfaltigungsverfahren unb in ber rohen Papier
verarbeitung wohl am Platze ist, nie unb nimmer aber
bort, wo es sich um bie Bilbung ber Urform, ber neu-
schopferischen Gestaltung bes Buchbrucks hanbelt.
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Ford inseriert. Die Ford Automobit Co. madit
bekannt, baB sie im kommenben Jahre 7000000 Dollar
fiir Anzeigen auszugeben gebenkt. Forb scheint zu
wissen warum!
Der Accent grave als Verrater. In Berlin sinb
jetzt gefalschte brasilianische 500-Milreis-Banknoten
aufgetaudit, bie wahrscheinlich in einer beutschen Licht-
bilbanstalt hergestellt worben sinb. Bei ber groBen
Nachfrage nach fremblanbischen Wahrungspapieren ist
es fiir bie Hersteller trotz ber jetzt besonbers hohen
Druckkosten ein leichtes unb lohnenbes Geschaft, bie
wenig bekannten Brasilianer an ben Mann zu bringen.
Den beutschen Druckern ist allerbings ein winziger
Fehler bei ber Herstellung unterlaufen, ber bie ge-
samte Auflage nur unter besonbern VorsichtsmaB-
nahmen absetzbar macht: sie haben bas in ber Auf-
schrift vorkommenbe Wort „serie" falsch geschrieben
unb in „serie" also mit einem Accent grave ver-
sehen! verunstaltet. AuBerbem ist ihnen zum Uber-
fluB noch in ber Zahlenbezeichnung ein Drudcfehler
unterlaufen: sie haben statt eines „qu" ein „ou"
burchgehen lassen. Nun ist es fur bie Behorben
eine Kleinigkeit, bie brasilianischen Bliiten sofort bei
ihrem Auftauchen anzuhaiten unb ihre Besitzer unb
Vertreiber unb burch sie ihre unvorsichtigen unb sprach-
unkunbigen Fabrikanten zu entlarven.