Okt. 1923 DEUTSCHER BUCH- UND STEINDRUCKER
Die Malrizen*Pra£e* und
sTrocKenpresse „¥oma^K
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Die hohen Ansprfiche, welche heute an Rotationsdruck
gestellt werden, bedingen die Herstellung von Stereo-
typplatten von hoher Prazision und groBer Dauerhaftig-
keit, dementsprechend auch Matern von technischer Voliendung
in kiirzester Zeit.
Um dies zu erreichen, waren in der Hauptsache drei Be-
dingungen zu erffillen: Einmal muBten Satz und Mater unter so
hohen Druck gesetzt werden, daB die Matern trotz ihrer kon-
sistenten, daher sproden Beschaftenheit neben dem massivsten
auch den leisesten Druck vom Satz aufnehmen, das heiBt gleich
gut den Abdruck der Reliefs von groben Lettern wie des eng-
maschigsten Rasternetzes gestatten. Sodann muBle jede, auch
die geringste seitliche Druckkraft ausgeschaltet werden, damit
das durch den vertikalen Druck entstandene Schriftbiid auch
nicht um Bruchteile seitlich verschoben und an den Randern
unscharf werden konnte. Endlich mufite der ganze Arbeits-
vorgang auf kfirzeste Zeit zusammengezogen werden.
Die wachsenden Forderungen des Zeitungsdruckers, be-
sonders des Stereotypeurs,
brachten eine ungewohn-
lich rasche Entwicklung
und Vervollkommung
dieser Pressen mit sich.
Der Obergang von der
ersten primitiven Presse zur
hochentwickelten jetzigen
Prage- und Trockenpresse
weist einige markante
Stufen auf, die den ruck-
weise gewachsenen An-
forderungen an dieLeistung
der Maschine entsprechen.
Es handelte sich in der
Hauptsache darum, der
rapid gesteigerten Druck-
beanspruchung durch Ver-
besserung der Technik
wirksam zu begegnen. So
ist die hochstmogliche
Druckleistung binnen sehr
kurzer Zeit auf das Drei-
fache gesteigert worden.
Man unterscheidet ge-
wohnliche keilerfeuchte
Matern fur Tageszeitungen
und Matern ffirlllustrations-
druck, demnach Zeitungs-
stereotypie oder Illustra-
tionsstereotypie. Imletzten
Falle spielt die genaue Pragung eine besondere Roile, die Matern
mfissen gegen die Gefahr nachtraglichen Schwindens oder Ver-
ziehens besonders geschfitzt werden, was durch Absaugen der
beim Druck entstehenden Dampfe, und zwar mittels Vakuum-
pumpe, also durch einen eigenen TrockenprozeB erreicht wird.
Die Trocknung erfoigt unter vermindertem Pragedruck zur
Schonung der Form.
Die Presse ist auBerordentlich kraftig gebaut, wie schon der
fiuBere Anblick zeigt. Sie besteht und das ist ein besonderer
Vorzug alier Vomagfabrikate aus einem Rahmen von Elektro-
eisen, in den das Getriebe eingebaut ist. Auf zwei starke, ge-
schmiedete Stahltraversen setzen sich die ebenfalls aus Stahl
geschmiedeten Kniehebel auf, welche die Auf- und Abwfirts-
bewegung der Fundamentplatte ffir den Schriftsatz bewirken.
Diese Platte besitzt seitliche Fuhrung, so daB die Richtung der
Bewegung streng vertikal bleibt. Innerhalb der Platte sind die
Elemente fur elektrische Heizung eingebaut, welche Schriftsatz
und Mater erwarmen.
Uber der Fundamentplatte ist nun der Prefipopf starr an-
geordnet, der wiederum aus Elektroeisen besteht. Er ist mit
den obenerwahnten Stahltraversen durch vier auBerordentlich
kraftige, geschmiedete Stahlsaulen verbunden, welche den
ganzen Druck der Pragung aufnehmen, ohne den Rahmen
irgendwie zu belasten. Letzterer dient lediglich als Gleitbahn.
Der Kniehebelmechanismus erzeugt gleichmaBig fiber die
ganze Flache verteilten Druck, bewirkt also gleichmaBige An-
naherung der Prageplatte gegen den Pragekopf auch bei ein-
seitiger Belastung, z. B. bei nicht ausgenutzter Prageflfiche.
Damit wird eine in alien Teilen gleichstarke Mater erzeugt. Die
Notwendigkeit irgendwelcher Zurichtung entfallt.
Der Antrieb des Kniehebelmechanismus geschieht durch eine
geschmiedete Kurbelwelle aus Stahl in Verbindung mit einer
kurzen Pleuelstange. Intolge der kurzarmigen Ausffihrung
dieser letzteren wird erreicht, daB die eigentliche Prflgedauer
fast die halbe Zeit der vollen Umdrehung ausmacht. Die Presse
steht also verhaltnismafiig lange unter Druck, wahrend die ffir
Hebung und Senkung des Tisches erforderiiche Zeit auf das
kfirzeste bemessen ist. Wenn die Zeit ffir die Pragung auf
2025 Sekunden verkfirzt wurde, so geschah das nicht auf
Kosten der Pragezeit.
Der Kniehebelmechanismus wird mittelst Zahnrader aus ge-
schmiedetem Stahl angetrieben, und zwar durch einen Elektro-
motor, dessen Riemen von einer Sdiwinge in Spannung gehalten
wird. Der Riemen umspannt fast drei Viertel des Umfangs der
Scheibe, womit eine sehr
hohe Durchzugskraft des
Motors erreicht wird. Der
Kraftbedarf ist im Ver-
haltnis zur Druckleistung
sehr gering, weil das ein-
gebaute Schwungrad mit
der ihm innewohnenden
Schwungkraft die Be
wegung des Motors unter-
stfltzt, auBerdem wirkt
auch der Einbau von Stirn-
radern an Stelle eines
Schneckengetriebes
gfinstig. Die Achsen laufen
in beiden Wanden in Ring-
schmierlagernalso fast
reibungslos. Die Ingang-
setzung des Motors ge
schieht durch Fufitritthebel
an den Schmalseiten der
Maschine. Die Presse
arbeitet dann bis der voile
Druck fiberschritten ist,
schaltet aus und kann nach
Bedarf in dieser Lage ge-
lassen werden.
Bei Illustrationsmatern
werden innerhalb der
Prfigedauer die Dampf-
schwaden aus dem Prage
kopf mittelst der Vakuumpumpe abgesaugt, wahrend bei
Trockenpragung die ganze Bewegung ohne Pause vor sich geht.
Durch erneutes Treten des FuBhebels wird der Mechanismus
wieder in Gang gesetzt. Die Saugpumpe schaltet selbsttatig
wieder aus. Wenn die PrSgeplatte ihren Ausgangspunkt
erreicht hat, wird der Antriebsmechanismus selbsttatig auBer
Bewegung gesetzt.
Die Auswahl des Materials ffir die verschiedenen hoch-
beanspruchten Teile ist in sorgfaltigster Weise gelroffen, indem
je nach dem Verwendungszweck zahe und harte Metalle Ver-
wendung finden. StahlguB ist nicht angewandt worden, jedoch
sind die hochbeanspruchten Teile durchweg geschmiedefalles
fibrige ist GrauguB, im Elektroofen raffiniert.
Neben der Prageplatte sind auf beiden Seiten der Maschine
entsprechend grofie Hilfsplatten angeordnet, welche die Ver-
richlungen vor und nach der Pragung, wie SchlieBen und Offnen
der Form, erleichtern.
Eine enorme Verbesserung der Presse ist durch den doppelten
Kniehebelmechanismus geschaffen worden, wodurch nicht nur
ein gleichmSBiger Druck erzielt wird, sondern in ganz erhohtem
MaBe die Schriften geschont werden.
Durch Vermeidung jeder Veranderung an den Matern infolge
des Austrocknens unter Absaugung der Dampfe bleiben die
Matern genau dem Schriftbiid des Satzes entsprechend exakt
und formvollendet. Infolgedessen konnen sogar die Platten ffir
Dreifarbendruck absoiut genau gematert werden. Die Gleich-
Matrlzen-Prage- und Trockenpresse „Vomag"
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