¥om ^raphischen Leben in Leipzig
DEUTSCHER DUCH- UND STEINDRUCKER
Okt. 1923
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In plumper Nachahmung der Ideen anderer wirb
kein rechtschaffener unb auf Originalitat Wert legender
Reklamehersteller oder -braucher sich ergehen. Eigenes
in jeder Beziehung in Werbeanzeigen hineinzulegen,
mufi immer has vornehmste Bestreben sein, das dann
auch stets von groBerem geschaftlichen Nutzen ist.
Als Anregungen zu selbstandigem, neuartigem Schaffen
aber konnen beibe interessierte Teile bie beigebrachten
Beispiele fruchtbringenb sich bienen lassen.
Dem Mittler ber Anzeigenreklame, bem Buchbrucker,
jedoch sei einbringlichst nahegelegt, auf biesem Ge-
biete kiinftig mehr Qualitatsarbeit zu bieten, Qualitats-
arbeit in Satz sowohl als auch in Druck; benn von
ber ber groBen Allgemeinheit gegenuber boch nur
verschwinbenb kleinen Zahl riihmlicher unb vorbild-
licher Ausnahmen, in benen Satz unb Druck ber
Werbung mustergiiltige Behanblung erfahren, stechen
in iibergroBer Mehrheit immer noch Stiimperhaftes
ober boch Dutzenbaufmachung hochst unvorteilhaft ab.
Wenn sich also bie Werbeibeen zu satzreifem Ent-
wurf verbichtet haben, bann muB mit Liebe unb Ver-
standnis ber Setzer sidi ber Sache weiterhin annehmen,
unb zwar so annehmen, baB etwas technisch Voll-
kommenes, asthetisch Befriebigenbes unb vor allem
aber praktisch Durchschlagenbes ersteht. Anbernfalls
ist es schabe um bie an Satz unb Druck gewenbete
Zeit. Denn um nur bas Papier zu bebrucken, zu
biesem Zweck allein, werben bie beregten Aufwen-
bungen sicher nicht gemacht
Unzweifelhaft wirb auf bem Weltmarkt ein scharfer
Wirtsdiaftskampf einsetzen. Diesen Kampf konnen
wir nur burch Qualitatsarbeit bestehen. Hochwertiges
Schaffen muB aber auch entsprechenbe Wiirbigung er
fahren. Jedes Gewerbe mufi fur einen moglichst hohen
Bestanb qualifizierter Krafte sorgsam bemiiht sein.
Qualitat auf der ganzen Linie also kiinftig, bei alien
Fabrikaten und als Schrittmacher berselben in
der werbenden Anzeigengestaltung
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Oktober Monatsberichte aus Deutschlanbs groBer Bucherstube 1923 jy
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Diegesamte Leipziger buchgewerbliche Industrie
steht auch weiterhin unter bem Einbruck ber wirt-
sdiaftlichen Krisis, bie bas beutsche Erwerbs- unb
Wirtschaftsleben heimgesucht hat. Die Zahl ber
Erwerbslosen hat sich seit unserm letzten Monats-
bericht noch gesteigert, sie beziffert sich jetzt auf
nahezu 1500 vollerwerbslose Buchbrucker. Ebenso
hat bas Verkiirztarbeiten groBeren Umfang ange-
nommen. Ahnlich wie bei ben Buchbruckern liegen
bie Verhaltnisse bei ber anbern Hauptsparte ber
Leipziger graphisdien Gewerbe, ben Buchbinbern.
Es ist vorlaufig noch nicht abzusehen, wann eine
Besserung bieser katastrophalen Zustanbe eintritt.
Selbst fur ben Fall, baB bie politische Lage Deutsch
lanbs eine balbige Besserung erfahrt, burfte bas
Leipziger Buchgewerbe noch lange unter Noten zu
leiben haben. Ist boch ber beutsche Bucherkaufer
nicht mehr imstanbe, seinen geistigen Hunger
burch Anschaffung von Biichern zu befriebigen, unb
anberseits kommt bas Auslanbsgeschaft, bas eine
Zeitlang eine groBe Rolle fur bas Leipziger Buch
gewerbe spielte, nicht mehr in so nennenswertem
Umfange in Frage, als baB von ihm eine Hebung
ber Gesamtgeschaftslage im Leipziger Buchgewerbe
zu erwarten ware.
Das Leipziger Zeitungswesen, bas in ber Nach-
kriegszeit stanbigen Veranberungen unterworfen
gewesen ist, hat insofern eine Bereicherung er
fahren, als jetzt unter bem Titel Mitteldeutscher
Kurier eine Zeitung herausgegeben wirb, bie ins-
besonbere fur ben Bezirk von Halle gebacht ist,
unb bie an Stelle ber von Stinnes erworbenen
Saale-Zeitung treten soil. Das neue Blatt erscheint
in ber Leipziger Verlagsbruckerei, in beren Verlage
noch bas Leipziger Tagebiatt, bie Neue Leipziger
Zeitung unb ein Abenbblatt fur Sport unb Bdrse
erscheint. DieTenbenz bes Mitteldeutschen Kuriers
ist, wie alle tibrigen Publikationen ber Leipziger
Verlagsbruckerei, bemokratisch. Hauptbeteiligter
an ber Leipziger Verlagsbruckerei ist ber Prager
Zeitungsverleger Mercy, zwischen ihm unb bem
Verlag ber Leipziger Neuesten Nachrichten tobte
lange Zeit eine heftige Fehbe, beren Ausgangspunkt
in ber angeblichen Einbringung auslanbischen
Kapitals in bas beutsche Zeitungsgewerbe lag.
Von ber Intertype. Im Juli hat bie Firma bie
groBte Anzahl Abschliisse seit Bestehen gemacht, ber
britte Teil bavon entfallt auf frembe Lander. Von ben
20 Maschinen, bie nach Frankreich verkauft wurben,
gingen allein 15 in bie Druckerei bes Intransigeant.
Holland unb Belgien kauften je eine Intertype, je 4
gingen nach Kopenhagen unb Melbourne unb 6 nach
Bombay. England nahm 9 Intertypes, Schweden 2
unb Spanien 3. Der groBte Auftrag in ben Vereinigten
Staaten umfafite 15 Maschinen fur ben Richmond News
Leader of Virginia. Das Bemerkenswerte hierbei ist,
baB in bieser Druckerei samtliche Linotypes, barunter
bie neuesten Mobelle, z. B. 5 Mobell 8 unb 2 Mobell 14,
burch Intertypes ersetzt wurben.
Die Millionenmarke. Infolge ber neuen Porto-
erhohung sinb eine ganze Anzahl von Markenarten
neu hergestellt worben. Es wurben burch Neudrucke
gewonnen: 100000 M. auf 400 M. griin, kleine Ziffern-
marke unb auf 100 M. lila. 250000 M. auf 500 M. hell-
rot unb 500 M. ziegelrot, kleine Ziffernmarke, 125 000 M.
auf 1000 M. rot, 25 000 M. auf 25 M. Lanbarbeiter. AuBer
biesen Uberbruckmarken werben noch umfangreidie
Neudrucke vorgenommen, unb zwar zu 5000 M., 50 000 M.,
eine halbe Million unb eine Million. Die Ausgabe ber
Marken zu einer halben unb einer Million burfte sich
noch etwas hinziehen. Dagegen werben bie Neu
drucke von 5000 unb 50000 sofort ausgegeben. Es
hanbelt sich um Ziffernmarken, bie in ben Ecken kleine
Posthorner tragen. Die Ausgabe samtlicher Marken
geschieht in solchen Mengen, baB jeber Sammler-
ansturm barauf eine Torheit ware.