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Wo lernte Caxton?
Briefe, die uns erreichten
Okt. 1923
GRAPHISCHE FEIERSTUNDEN
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C:jaxtons Gehilfe unb Nachfolger, Wynken
j be Worbe, in seinem Vorwort zu „Bartholo-
maeus be Proprietatibus Rerum", schreibt
pietatvoll:
The soule of William Caxton, the fryste
prynter of this boke. In Laten tongue at Coleyn
Die Seele William Caxtons, bes ersten
Druckers bieses Buches in Latein zu Koln
Diese Bemerkung ist bie Grunblage zur Be-
hauptung, baB Caxton, ein wohlhabenber Tuch-
kaufmann, bie eble Buchbruckerkunst in Koln
erlernte in ber Absicht, sie nach Englanb zu ver-
pflanzen. Aber William Blabes, bie groBte Autoritat
tiber Caxton unb seine Werke, schien biese Be-
hauptung erschiittert zu haben ohne Riicksicht
barauf, hiermit bas Wort eines Zeitgenossen unb
Bekannten Caxtons Liigen zu strafen, ber es boch
aus eigener Beobachtung besser wissen muBte
ober personlich von Caxton erfahren haben konnte.
Blabes namlich weist nach eigener Methobe zu
seiner eigenen Genugtuung mittels interner SchluB-
folgerungen aus Biichern, beren Schriften unb
Druckart nach, baB be Worbe sich irrt. Blabes
entschieb, baB Caxton bie Buchbruckerkunst bei
Colarb Mansion in Brugge erlernte. Die ein-
schlagige Fachwelt akzeptierte Blabes' Entscheibung.
Es gab jeboch Leute, bie be Worbe unterstiitzten.
jemanb ibentifizierte bie lateinische Ausgabe, auf
bie sich be Worbe bezieht, als bas Werk eines
ungenannten Kolner Druckers, bekannt als Drucker
ber „Flores Augustini". Dies ist bas Buch, von
bem be Worbe behauptet, Caxton hatte es gebruckt
ober brucken helfen, leiber ohne Datum. Das
einzige bekannte Datum in Verbinbung mit bem
ungenannten Drucker ist 1473. Caxton erzahlt uns
nun, baB er seine (Jbersetzung von „The Recuyell
of the History of Troye", bas erste Buch in englischer
Sprache gebruckt, in Koln am 19. September 1471
vollenbete ober wie er es bruckte: Ein Tausenb
vierhunbert sechzig unb elf. Dieses Buch wurbe
1474 gebruckt. Caxton lernte bie Buchbruckerkunst
zwischen September 1471 unb 1473, bem Zeitraum,
in bem „De Proprietatibus Rerum" in Koln ge
bruckt wurbe. Wo hielt sich Caxton wahrenb bieser
18 Monate auf? Niemanb wuBte es, unb ohne bies
Wissen lieB sich Blabes nicht wiberlegen.
Nun halt seit einigen Jahren bie britische Armee
Koln besetzt. Lieutenant-Colonel J. G. Birch ver-
trieb sich seine Langeweile bamit, bie alten Archive
ber Stabt zu burchsuchen, unb im Register ber
Fremben fanb er vier Eintragungen, bie beweisen,
baB Caxton bie vollen ober boch ben groBten Teil
ber 18 fraglichen Monate in Koln geweilt hat. Die
erste Eintragung batiert 17. Juli 1471 unb erlaubt
Caxton ben einmonatigen Aufenthalt in ber Stabt.
Die zweite Eintragung stammt vom 9. August 1471
unb behnt bie Erlaubnis auf weitere acht Tage aus.
Die britte Eintragung batiert ben 11Dezember 1471,
gewahrt weiteren Aufenthalt, unb bie vierte Er
laubnis vom 19. Juni 1472 gilt fur weitere sechs
Monate bis Enbe 1472: „Wilhem Kaxton uyss
Engelant continuatum ut supra ab mebium annum
cum resignatione viij bierum."
Es kann also kein Zweifel sein, baB Caxton
seine Kunst in Koln unb nicht in ben Nieberlanben
erlernte, unb be Worbe erhalt Recht nach vier
Jahrhunberten.
Alle Geschichte, besonbers aber bie Geschichte
ber Buchbruckerkunst sollte mit zweifelnbem Geist
gelesen werben. De Worbe, in biesem Falle, gab
ein Faktum, aber ber Beweis ging verloren. Blabes
entwickelte eine brillante Theorie unb probuzierte
meisterhaft anscheinenb ganz zufriebenstellenbe
inbirekte Beweise zur Unterstutzung, ganz im un-
klaren bariiber, baB seine liebevollen, umstanb-
lichen, zeitraubenben unb gewissenhaften Unter-
suchungen burch vier Eintragungen eines Stabt-
schreibers vor 450 Jahren zunichte gemacht waren,
unb bas als Teil ber taglichen Routine.
Audi in ber enblosen Gutenberg-Coster-Legenbe
bestatigt unfanatische Nachforschung bie Geschichte
ber Erfinbung, gebruckt 1499, erzahlt vom alten
Ulrich Zell, ber als Jiingling in berselben Stabt mit
Gutenberg zusammen lebte unb nicht umhin konnte,
ihn zu kennen ober authentische Nachrichten iiber
ihn zu haben: So schreibt Henry Lewis Bullen im
Inland Printer zur Friihgeschichte bes Buchbrucks.
Ihr uberaus reich ausgestaitetes Juni-Offset-
heft hat bei alien hochste Bewunderung und ein
recht starkes Interesse ftir dieses neue Druck-
verfahren hervorgerufen
Alfred Schilfner, Lithograph
Schlan, Tschedioslowakei.
Ftir die Ausstattung des Offsetheftes mu&
ich Ihnen meine Anerkennung aussprechen. Es
ist von den bisher erschienenen Heften ohne
Zweifel das reichhaltigsie und in der Aufmadiung
das hervorragendste
Ernst Herbst, Berlin.
Altenburg. 2. Juli 1923.
Ihr Offseiheft hat mich im hohen Grade
befriedigt. Trotz mi61icher Verhaltnisse im all-
gemeinen haben Sie bisher gut verstanden, Ihre
Zeitschrift auf der Hohe der besten Leistungs-
fahigkeit festzuhalten - eine Erscheinung, die
jedes Buchdruckerherz nur freuen kann.
Darf ich Sie bitten. Herrn Hermann Hoff
mann, der ja stets gediegene Artikel geliefert g
hat, meinen warmen Dank ftir den prachtvoll Y
gehalienen Artikel Ober Wohlfeld zuObermitteln
Ihr Sie hochachtender
Albin Maria Watzulik.