DEUTSCHER BUCH- UND STEINDRUCKER
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Revue der masdhinentecdiiiisclien Neueiungen
des Jahres 1923
Dez. 1923
Von Eduard Kiihnast, Magdeburg
hiiten; denn von jeher dominierte hier die Qualitats-
arbeit, die aufs neue in nachhaltigster Weise zu fordern
ist, weil die Unterlagen dazu im erfreulichen MaBe
vorhanden sind. Damii komme ich zur Besprechung
des mir von der Redaktion des D. B.- u. St. zu diesem
Thema iiberwiesenen Materials.
Das vorliegende Material diirfte zu einer regel-
rechten Jahresiibersicht kaum ausreichen, wenn-
schon sich auf dem maschinentechnischen Gebiete
manches Neue hervordrangte, das kurz besprochen zu
werden verdient. Vieles davon fand ja durch gelegent-
liche Hinweise in diesen Spalten bereits die gebotene
Wiirdigung, doch wird noch einiges zu sagen iibrig-
bleiben, um zu einem Gesamtbild zu gelangen. Im
Bereiche der graphischen Branchen werden wir wichtig
erscheinenden Vorgangen wohl immer begegnen, so-
weit uns nicht ein ganzlicher Stillstand der einzelnen
Zweige daran hindert. Die mifiliche Lage im Gewerbe
tragt allerdings nicht dazu bei, gunstige Ausblicke fiir
die Zukunft zu eroffnen, da sich die Auswirkungen
der wirtschaftlichen Not auf Schritt und Tritt bemerkbar
machen. Immerhin wird es notwendig sein, spezieli
Als Angehoriger der Druckersparte kann ich mich
da zunachst an zwei wirklichen Prachtwerken erfreuen,
die auf Schnellpressen der Firma Koenig Bauer A.-G.
in Wiirzburg ihre so lobenswerte Herstellung fanden.
Zur Schaffung soldier Qualitatsdrucke allerersten
Ranges sind einwandfreie Druckmaschinen erforder-
lich, ansonst ware alle Muhe vergeblidi, genau passen-
den Mehrfarbendruck zu vollbringen. Alle dafiir not-
Schematische Skizze 3er Chromo-Rotationsmaschine ,,Iris"
die maschinelle Entwicklung von Zeit zu Zeit zu ver-
folgen, denn mancherlei wurde vereinfadit und ver-
bessert, wodurch die tagliche Arbeit nur vorteilhaft
beeinfluBt werden konnte, was uns die modernen
Druckmaschinen klipp und klar beweisen. Der Still-
stand im Reiche der Druckmaschinentechnik konnte
schlieBlich nur ein scheinbarer sein, weil die Geschaft-
lage eine mehr ruhigere wurde. Manche neue Idee
gebrauchte iibrigens audi die notige Zeit zum Ausreifen.
Auch beim Betrachten der Arbeitsverhaltnisse stoBen
wir auf vielerlei Hemmungen; audi die besten Druck-
apparate erfahren nicht immer die wiinschenswerte
Ausnutzung. Die Herabdriickung der geforderten
Qualitatsarbeit auf ein ziemlich tiefes Lohnniveau
konnte deren notwendiger Entfaltung keineswegs
forderlich sein. Hier wird mehr von Stagnation zu
reden sein, aber nicht vom Hochbringen der Arbeit.
Der aus dem WahlspruchFreie Bahn dem Tuchtigen
so ganz allmahlich hervorgegangene Gleichheitslohn
eine im graphischen Gewerbe vor dem Weltkriege
nie gekannte Erscheinung muBte ja ganz besonders
lahmend auf die Produktion einwirken. Gleichheits
lohn bedeutet nichts weiter als Gleichgiiltigkeit gegen-
iiber der zu leistenden Arbeit. Vor derartigenTendenzen
sollten sich die Angehorigen des graphischen Gewerbes
wendigen Momente sdieinen hier in der vorteilhaftesten
Art und Weise zusammengewirkt zu haben. Es handelt
sich um zwei Meisterwerke von Dflrer und Murillo,
„Oswald Krell" und „Die Melonenesser" darstellend,
die mit seltener Originaltreue wiedergegeben sind und
durch die Schonheit der Druckausfiihrung ganz be
sonders fesseln. Darunter versteht der Druckbeflissene
in erster Linie den Passer, das Register, und die
Naturlichkeit der Farben. Diese beiden Bilder sind
Erzeugnisse der Chromo-Rotationsmaschine „Iris",
einer Presse fiir Bogenanlage, die vierfarbige Auto-
typien und sonstige Mehrfarbendrucke in einem
Arbeitsgange produziert, womit das Problem, naB
auf naB zu drucken und kiinstlerisch einwandfreie
Druckproben hinterlassend, in gliicklichster Weise seine
Losung fand.
Die der genannten Firma patentierte Mehrfarben-
druckmaschine besitzt, kurz gesagt, die folgenden Vor-
ziige: 1. Absolut zuverlassiges Passen der Drucke,
weil der Bogen wahrend des Drucks stets von den-
selben Greifern gefiihrt wird, was auBerst wichtig er-
scheint. 2. Jede Farbe hat ihre eigene Druckflache auf
dem Druckzylinder, kann demnach fiir sich zugerichtet
werden, auch wenn die Farben ubereinander liegen.
3. Die Farben werden immer in der gleichen Reihen-
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