Buchbinder-Leder s!,w0'lE!llb,!ld' Flinsberg Lorenz
Dez. 1923
DEUTSCHER BUCH- UND STEINDRUCKER
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Einlges Neue iiber TiefcLrucKpressen
Doch vom Allerneuesten aus dem Kempewerk sollte
ein kurzer Bericht folgen, wobei die in letzter Zeit
auf ben Markt gebrachten so vielseitigen Maschinen
die verdiente Hervorhebung finden sollen: Eine sehr
praktische Hobelmaschine, der kleine Schnellhobler SH,
fur den mittleren Klischeebetrieb ist als ein recht
niitzliches Werkzeug zu betrachten, desgleidien der
Diskus-KantenstoBer DK, der ohne Einspannvorrich-
tung arbeitet und sich beim BestoBen von Klischee-
holzern ganz besonders bewahrt hat. Auch die Schnell-
Facettiermaschine SF erregt deswegen unsere Auf-
merksamkeit, weil sie die Facettierung bei nicht winkel-
rechten Atzungen bis in die Ausklinkungen hinein er-
moglicht. Die kleine Plattenbiegemaschine FBK mit
einer Walzenlange von 35 cm bleibt auch noch zu er-
wahnen, da sie nach dem Fiinfzylindersystem arbeitet.
Weiter baut das Kempewerk die Elektro-Routing-
Maschine „Buldogg" AC und des ferneren die „Ultra-
Herkules-Maschine" in schwerster, neuartiger Kon-
struktion zur kombinierten Klisdieebearbeitung nebst
Frasmaschine, Kreis- und Dekupiersage. Interessant
erscheint nodi der neue halbautomatische Umschmelz-
ofen fiir Setzmetall DO, der sich in den Setzmaschinen-
betrieben immer mehr einfiihrt.
AuBer den genannten Novitaten gebiihrt audi alien
sonstigen Erzeugnissen des Kempewerks die ver-
diente Wiirdigung, wobei nur noch einige wenige
Fabrikate Hervorhebung finden sollen. Da sind zu
nennen die schweren Schlag- beziehungsweise Prage-
pressen und Kalander, sowie die Zylinderhand- und
Schnellaufer-Sdinellpressen. Ganz moderne Typen der
letzteren Gaitung mit zwei und drei Auftragwalzen
treten uns in einem modernen Neubau hier vor Augen.
Als das wichtigste Ereignis in den Raumen des
Kempewerks ersdiien mir wohl der Bau groBer
Maschinen fur den Rotationstiefdrudc, einer Eigenart
des Werkes, der man mit Energie und Ausdauer ob-
liegt und bei dieser Fabrikation einen Erfolg an den
andern reiht, wie aus der patentierten Gestaltung der
Bildzylinder klar hervorgeht, urn deren erneute Auf-
kupferung auf lange Zeit hinaus zu vermeiden und
ohne dabei die genaue Abwicklung des Drucks zu
beeintraditigen.
So lieBen sich an den verschiedenen Fabrikaten
vom Niirnberger Kempewerk noch manche Eigenheiten
feststellen. Leider mangelt es fur diesmal an Zeit
und Raum, dieses Thema der Wichtigkeit entsprechend
noch weiter auszudehnen.
Von Hermann Kempe
Wie sehr derSchnellpressentiefdruck seine Leistungs-
fahigkeit erhohte, dabei natiirlich die Anspriiche
an die Druckmaschine steigerte, merkt zuerst der Er-
bauer der Schnellpressen. Probleme, an die friiher
niemand dachte, werden aufgeworfen, verfolgt und
auch immer noch gelost. Wie hat doch der Mehrfarben-
liefdruck in den letzten Jahren die Phantasie des
Maschinenkonstrukteurs befruchtet! Der Mehrfarben-
druck sowohl in seiner Eigenschaft als der Erzeuger
von Massenauflagen meist fiir industrielle Zwecke von
kiinstlerisdier Durchschnittsware, von Kilometerdrucken
bei fabelhafter Leistungsfahigkeit der von der Papier-
rolle druckenden Maschinen, als audi besonders in
seiner edelsten Form als der Reproduzent des eigent-
lichen, hochwertigen Kunstwerkes auf der Bogendruck-
presse! Dabei muB die Flachdruckpresse ausschalten
aus drudctechnischen und kalkulatorischen Griinden
und muB das Feld der Walzendruckmaschine, die vom
nahtlosen Kupferzylinder druckt, iiberlassen. Kon-
struktiv bietet der Bogendruck dem Maschinentechniker
viel groBere Sdiwierigkeiten als der Rollendruck mit
den immer in gleidier Richtung laufenden Zylindern,
die sich ja fiir den genauen Passer leicht und schnell
einstellen lassen und die Vereinigung mit Trodcen-
zylindern, Schneidzylindern und Auslegern auf ver-
haltnismaBig einfachere Weise ermoglichen, als dies
bei der Bogenpresse der Fall ist. Die Erreichung des
hohen Zieles, mit nur drei Oder vier Farben die ganze
Farbenskala herauszuholen, die Offset-, Stein- und
Lichtdruck nur mit viel mehr Farben erreichen konnen,
ist allerdings der hochsten Anstrengung der vereinigten
Krafte von Drucker und Konstrukteur wert. Und wenn
nidit diese ins hochste gehenden Anforderungen der
praktischen Drucktechnik immer wieder den Maschinen-
bau befruditeten, dann konnten wir wohl sagen, daB
das Schnellpressentiefdruckverfahren heute an einem
Endpunkt seiner Entwicklung angelangt ware. Aber
es ist es gewiB nicht. Nur der Fernstehende kann das
annehmen. Aber wer mitten im Bau steckt, oder wer
drauBen Maschinen aufstellt, als Instruktor wirkt, die
Betriebe kontrolliert, der merkt erst, was fiir ein
Strom von Anregungen aus der Praxis heraus in die
Masdiinenwerkstatte und in das Bureau des Technikers
kommt, der sich nun auf die neuen Anforderungen
einstellen mufi. Und so kann audi nach der kurzen
Frist von Monaten doch wieder iiber Neuerungen be-
richtet werden, die an den Bogendruckmasdiinen und
wir greifen hier als die uns am nachsten liegenden
die des Kempewerkes in Nurnberg heraus ange-
bracht wurden.
Der elektrisdie Einzelantrieb wurde neu durchge-
arbeitet, als wichtiges Glied in die Gesamtkonstruktion
der Presse einbezogen, der Motor mit feinsten Regulier-
vorrichtungen versehen und mit elektrischer Brems-
vorriditung, die es dem Bedienenden gestattet, die
Maschine schneller und langsamer laufen zu lassen und
von jedem Standort an der Maschine aus sofort zum
Stehen zu bringen. Alles das gab es naturlich friiher
auch schon an diesen Maschinen, aber Motorenfabrik
und Schnellpressenbauanstalt arbeiteten Hand in Hand
ihre Modelle aus und vereinigten so die Antriebs- und
die Druckmaschine zu einem einheitlichen Ganzen auf ge-
meinsamem Fundament, zusammenpassend in auBerer
Form und innerem Kontakt. Dabei ging das Bestreben
beider dahin, die schwere Maschine mit moglidist wenig
Strombedarf anzutreiben. Die Lagerung der Haupt-
wellen in Kugellagern, in welche die Achsen hinein-
geschliffen werden, erleichtert es. Dabei gibt es kaum
eine Abnutzung, also lange Lebensdauer trotz des
gewaltigen Druckes, unter dem eine solche Hodi-
leistungsmaschine doch immer steht. Der elektrische
Slrom wird ferner als Heizquelle verwandt zur Er-
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