^(ngebof beé IHarfenarftfeté
Vom Angebot des Markenartikels
^Ottl
einjetncn JBortgebitbe mie bcr JBortfotge. ©ie ©eftatfung
ber©ebanfen mub bieSrüde t>on berXtorftettung beP@eberP
gur ©arftettung für bic ©rfennfniP beP ©mpfangerP bitben.
OBirb ber ftumme StuPbrud eineP XBorfeP einmnt ftingenb,
bann tritf aud? in ben meiffen gatten bie ootte ©ebeutung unb
2BirtungPmc>gtid?feit in bie ©rfennfniP. 3m flange tiegf bie
©ecle beö^Borfeö, auP it?m mirb bie ©d?onbeit unb bie:P?ad?t
gefüt)tf.
©p jtebt feff, baft bie ©d?riftfprad?e an ber Xautfprad?e
niet Derborben but. ©ie but ibr nor attem bie ;Ratürtid?feit
genommen unb ibr je nod) ber 3Jïobe einen 3obf am
gebungt; fte but oergeffen gemad?f, baft XBorfe ibrer ©nt<
ffebung naib erft taut merben fatten, ebe fie fid) in papier unb
garbe tteiben. Unb bod? gab eP unb gibt eP beute nod? eine
gorm titerarifd?en ïBefenP, bie fid? nid?t an ben gefd?riebenen
25ud?ffaben ttammert. XBir miffen Don unaufgefd?riebenen
Xiebern, !Ptdrd?en unb ©agen, bie fm 33otte teben. XDir
fennen nid?t bie ©id?fer unb miffen bod? Don einer unaufge»
fd?riebenen XtotfPpoefie. ©urd? Uebertieferung Don Dtunb
p iPtunb, Don @ebdd?fnio ju ©ebad?tniP finb unP merfootle
©ebanfen in fd?oner gorm erbatten. ©aP 23otfPtieb bat erjt
in unfern Sagen eine neue XBürbigung erfabren. ©ie eim
fad?e gorm einea gefübtPreid?en3nbatfeP auP prad?fig rauben
Dergangenen 3eiten mirtf auf unP 3eitgenoffen, bie mir burd?
DDRobe unb3opf unfere6prad?e oerternfen, Dor attem fie nid?t
fpred?en ternten. ©ie atten 23crfe, ©agen unb 3Jtdrd?en
fie ftingen toieber mie ^JTufif burd? bie menfd?tid?e ©fimme.
XBir tonnen fie nid?t enfbebren, bie fhmft beP XBorteP unb
feine XBirfung in bie Seme unb iftdbe. 9tttc ^rafte, bie mir
in unP fübten, gebraud?en mir in unferer ©prad?e, im Son
ber ©fimme, auP ber unfer XBitle font, ©arin (iegt bie raft
unb bie XBaffe beP ©ebanfenP. ©ie ^tad?t ber 3tebe (tettt
bie XRad?t ber perfontid?teit. Stuf bie 2Birffd?aff angemanbt,
ffetlt bie :Bad?f ber Ifteftame bie 3JTad?t beP ®efd?affeP. gür
ben ^ünfï(er,ben Octebrfen, ben ©efd?dftPmann,ben potititer
gitt ber ©ebanfe, ben XBagner in ©oetbeP Suuff auPfpridjt:
,,3n biefer ftunft mod?t id? map profttieren,
benn beufptage mirtt bap Diet;
id? bub eP öfterp rübmen boren:
ein ^omöbiant fönnf einen pfarrer tebren."
23on Hermann Iftecfenborf, SBifmerbborf.
©ine XBetf iff eingeftürjf. 3ïid?t nur bie XBetf ber Xtitn
fariften, ber Sfnnegioniffen unb anbrer aften, - aud? bie 2Dett
ber ^eatijfen. Surmbobe 3beate mad?fen auf bem Srümmer»
fetb, utopifd?e plane mud?ern mie bie pitje, aber bajmifdjen
grinff baP ©t?aoP, penbett bie ©ebanfem unb 23erftdnbniP<
tofigfeit bem granbiofen ^teuen gegenüber, baP nur mit unoer»
braud?ten föirnen, mit neuen ibeetten nnb materietten !3Jtittetn
gepgetf unb gemeiffert merben tann. ©enn mir baben nid?t
nur ben potitifd?'en ftrieg unb ben öanbetotrieg Dertoren unb
mit d?m atte Sf?eorien erftarrfer ©orauPfefpngen eingebübt,
aud? unfre mirtfd?afttid?en Sfenntniffe unb ©rfat?rungen,
bie mie ein rounberDotteP XRofait ber ©rganpng unb ©rneue*
rung taum nod? fdt?ig fd?ienen, finb pfammengetrad?t in ein
Jtid?fP. XBaP mitt eP beute befagen, auf metd?en XBegen Dor
bem^rieg eine3nbuffrie,cin£anbetP5meig grob gemorben iff?
XBaP finb beute atte bie bemdt?rfen OJtetboben überfommener
2Def) bem, ber an ben roürbig atfen ftauërat
3f;m rüfjrt, baë feure (Mftücf feiner SUfnen
©aë 3af?r übt eine ffeitigenbe Kraft;
®aé gran nor Sttter ift, baë iff if?m gott(id).
©d?if(er/3Baftenftein.
®efd?afïP< unb öanbetpgepflogenbeiten, bie Dietfad? erprobten
XHittet unb XRitfeld?en ?um ©rfotg? ^iftorie, Derftaubte,
Dertrodnete £>iftorie, obne Xeben, obne ©aft unb ^raft!
XBebe, breimat mebe bem, ber etma gtaubt, ba mieber munter
fortfabren ?u tonnen, mo er 1914, burd? ben^rieggejmungen,
aufgeborf bat. ©r mirb unfebtbar unter bie 31aber tommen,
unb fei er ber grogfe 3nbuftriette, ber grobte ^anbetPbetr
gemefen. ©eim einen gebtP fd?nett, beim anbern (angiamer
bergab, mer aber jef?t bie 3eid?en ber 3eit nid?t redjtjeitig
Derftebt, ben mirb bie 3eit erbarmungPtoP ?eid?nen. -
3tur ein tteiner 2tupfd?nitt auP bem grofien „JBie" be«
brüdenber XBirtfd?aftPfragen fott b'or beleud?tet merben: ©er
3J?artenarfifet, feine 3Bieberbetebung, fein Stngebot. ©ap
müfTen mir unP pna'd?ff ttar merben, map unfer bem ©egriff
„^artenarfitet'' Derftanben fein mitt, ürfprüngtid? gatten
atP IRartenartifet nur jene ©rseugniffe ber 3nbuftrie, bie eine
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einwlnen Wortgevilde wie der Wortfolge. Die Gesiattung
der Gedanken must dieDrucke von derVorsiellung desGeberS
zur Darsiellung fur die SrkenntniS des Smpfangers bilden.
Wird der siumme AuSdruck eines Wortes einmal klingend,
dann tritt auch in den meisien Fallen die volle Dedeutung und
Wirkungsmoglichkeit in die SrkenntniS. Im Klange liegi die
Seele deS Wortes, aus ihm wird die Schonheit und dieMacht
gefuhlt.
Ss sieht fest, dast die Schriftsprache an der Tautsprache
viel verdorben hat. Sie hat ihr vor allem die Naturlichkeit
genommen und ihr - je nach der Mode - einen Zopf an-
gehangt) sie hat vergessen gemacht, dast Worte ihrer Snt-
siehung nach erst laut werden sollen, ehe sie sich in papier und
Faroe kleiden. Und doch gab eS und gibt es heute noch eine
Form literarischen Mesons, die sich nicht an den geschriebenen
Suchsiaben klammert. Wir wissen von unaufgeschriebenen
Dedern, Marchen und Sagen, die im Volke leben. Wir
kennen nicht die Dichter und wissen doch von einer unaufge-
schriebenen Volkspoesie. Durch Ueberlieferung von Mund
zu Mund, von Gedachtnis zu Gedachtnis find uns wertvolle
Von Hermann Veckendorf, Wilmersdorf.
Gedanken in schemer Form erhalten. DaS Volkslied hat erst
in unsern Tagen eine neue Wurdigung erfahren. Die ein-
fache Form eines gefuhlsreichenInhalteS aus pra'chtig rauhen
vergangenen Zeiten wirkt auf uns Zeitgenossen, die wir durch
Mode und Zopf unsereSprache verlernten, vor allem sie nicht
fprechen lernten. Die alten Verse, Sagen und Marchen -
sie klingen wieder wie Musik durch die menfchliche Stimme.
Wir konnen sie nicht entvehren, die Kunst des Wortes und
seine Wirkung in die Feme und Mhe. Alle Krafts, die wir
in uns fuhlen, gevrauchen wir in unserer Sprache, im Ton
der Stimme, aus der unser Wills tont. Darin liegt die Kraft
und die Waffe deS GedankenS. Die Macht der Vede siellt
die Macht der personlichkeit. Auf die Wirtschaft angewandt,
siellt die Macht der Veklame die Macht des Gefchaftes. Fur
den Kunsiler,den Gelehrten,den Geschaftsmann,den politiker
gilt der Gedanke, den Wagner in Goethes Faust auSfpricht-.
„Jn dieser Kunsi mocht ich was prositieren,
denn heutzutage wirkt das viel)
ich had es ofters ruhmen horen:
ein Komodiant konnt einen pfarrer lehren."
Sine Welt ist eingesturzt. Nicht nur die Welt der Mili
tarists, der Annexionisten und andrer -iften, - auch die Welt
der Vealisien. Turmhohe Zdeale wachsen auf dem Trummer-
feld, utopifche plane wuchern wie die pilze, aber dazwifchen
grinst das ShaoS, pendelt die Gedanken- und Versiandnis-
losigkeit dem grandiosen Neuen gegenuber, das nur mit unver-
hrauchten Hirnen, mit neuen ideellen nnd materiellen Mitteln
gezugelt und gemeistert werden kann. Denn wir haven nicht
nur den politlsch'en Krieg und den Handelskrieg verloren und
mit ihm alle Theorien erstarrter Vorausfeizungen eingebustt,
auch unsre wirtschafilichen Kenntnisse und Srfahrungen,
die wie ein wundervolles Mosaik der Srganzung und Srneue-
rung kaum noch fahig schienen, find zusammengekracht in ein
Nichts. Was will es heute vesagen, auf welchen Wegen vor
demKrieg eineJndusirie,einHandelszweig grost geworden isi?
Was find heute alle die vewahrten Methoden uderkommener
Gefchafis- und Handelsgepflogenheiten, die vielfach erprobten
Mittel und Mittelchen zum Srfolg? Hisiorie, - verftaubte,
vertrocknete Hisiorie, ohne Teven, ohne Sast und Krafi!
Wehe, dreimal wehe dem, der etwa glauvt, da wieder munter
fortfahren zu konnen, wo er Mil4, durch den Krieg gezwungen,
aufgehort hat. Sr wird unfehlbar unter die Va'der kommen,
und sei er der grostte Jndusirielle, der grostte Handelsherr
gewesen. Veim einen gehts schnell, beim andern langtamer
bergab, - wer aber jetzt die Zeichen der Zeit nicht rechtzeitig
versieht, den wird die Zeit erbarmungSloS zeichnen. -
Nur ein kleiner Ausschnitt aus dem grosten „Wie" be-
druckender Wirtschaflsfragen soll hier beleuchtet werden: Der
Markenartikel, seine Wiederbelebung, sein Angebot. Dazu
mussen wir uns zunachsi klar werden, was unter dem Segriff
„Markenartikel" verstanden sein will, llrfprunglich galten
als Markenartikel nur jene Srzeugnisse der Industrie, die eine
Weh dem, der an den murdig alien Hausrat
Ihm ruhrt, das teure Erbstuck seiner Ahnen!
Das Jahr ubt eine heiliqende Krasti
Was gran vor Alter ist, das isk ihm gottlich.
Schiller/Wallenstein.