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alle in ihrer Art erfreulicfie Leistungen hinter sicïi haben. Rudolf Kocb ist Klasse für sicfiauf ihn,
den fruchtbaren Sdiriffmeister, komme ich bei den SdiriftgieBereien nocb kurz zu spredien.
Über midi selbst kann ïcfi natürlich kein Urteil fallen. Aber vielleirht darf ich darauf hinweisen,
daB mir im verflossenen Herbst bei dem Signet Wettbewerb für die »Frankfurter Bibliophilen-
Gesellschaft« das Preisgericht, dessen Vorsitz Rudolf Kodi fiihrte, den ersten Preis zuerkannte. Im
übrigen besdiafiige ich midi {neben meiner Tatigkeit als freier Maler) bauptsadilidi mit Schrift und ver»
verwandten Aufgaben. Ein groBer Teil meiner Arbeitskraft gehort auBerdem der Kunstgewerbefadi-
scbule in der Moltkeallee 23 wo ich die Tagesklasse für Buch» und Flachenkunst leite.
Es ist vielleicbt aufgefallen, daB
ich bis jetzt zwei Frankfurter Künstler,
deren Namen einen besonders guten
Klang haben, in diesem Zusammen»
hange nocb nicbt mit einigen Worten
Jgewiirdigt habe. Das ist mit Absicht
geschehen, weil beide, obwohl audi sie
scbon glanzende angewandte Graphik
gemadit haben, dodi in erster Linie
als frei schaffende Künstler zu
werten sind. Ich meine die beiden aus»
gezeicbneten Lehrer an der Kunstge»
werbesdiule in der Neuen Mainzer
fStrafie Prof. V. Cissarz und
F. K. Delavilla. In Delavillas Seele
sdhwingt ein sehr lebendiges und sen
VERLAGSZEICHEN
VON
WII.Ly MEyER
sibeles Gefühl für den Geist dieser
Zeit für den Geist! Seine Kunst
spricbt sich heute fast nur noch in
freien Rhythmen aus, wahrend Meister
Cissarz neben seinem freien Scbaffen
<das ihn innerlidi doch am starksten
erfüllt) immer nodh Zeit findet und
wohl audi Neigung hat, sein groBes
Können audi in den Dienst der Wer»
bekunst zu stellen. Cissarz ist ja be»
kanntlicb, wie sdion erwahnt, einer der
Bahnbredier auf dem Gebiete der
neuzeitlidien Gebrauchsgraphik. Er
sdiuf sdion glanzende Plakate, Buch»
umsdilage und dergl. zu einer Zeit,
als unsere deutscben Künstler soldien
Dingen noch so hilflos gegenüberstanden wie ein Kind. Auch eine markige Drudcsdirift, eine Antiqua,
die den Duktus der Breitfeder betont, die »Cissarz=Latein« stammt von seiner Hand. Sie ist bei der
Frankfurter SdiriftgieBerei Ludwig Mayer ersdiienen, der die Budidrudcereien sdion mandies
vorzügliche Erzeugnis, Schriften und Vignetten für jeden Zweck, verdanken.
Die Bedeutung der SdiriftgieBereien für die Reklame überhaupt wird im alfgemeinen nodi stark
unterscbatzt, in der Annahme: die SdiriftgieBereien seien aussdiIieBlicb fürs Budigewerbe da. Und
doch lafit sidi audi <und nicbt nur mit fetten, sondern auch) mit ganz zarten Typen eventuell mit
Hilfe des Gegensatzes besonders fetter Umrahmungen eine schlagkraffige Werbewirkung hervorrufen.
Für Frankfurt a. M. und das nahe Offenbadi bedeutet es einen Ruhm, daB die künstlerisdi ersten deuf»
sdien SdiriftgieBereien ihren Sitz in diesen Stadten haben. In Offenbach wirkt die berühmte, in der Welt
einzig dastehende SdiriftgieBerei der Gebr. Klingspor, bei der die herrlidie Reihe der versdiiedensten
Drucktypen des gröBten deutscben Scbriftkünstlers Rudolf Koch gesdinitten und gegossen wurde. Über
ihn braudit in Fadikreisen kaum
noch ein Wort gesagt zu werden.
Von anderen Künstlern von Bedeu»
tung,deren Schriften bei Gebr. Kling»
spor herausgekommen sind, nenne
idi noch OttoEdcmann, Peter Behrens,
Otto Hupp und Walter Tiemann
lauterNamen, diebeweisen. AuBer»
dem darf idi vielleicbt nodi mitteilen
man fasse es nicht als Unbeschei»
denheit auf, daB idi es in diesem Zu»
sammenhang tun muB daB audi
meine »WindisdiKursiv« vor
mehreren fahren bei Gebr. Klingspor
ersdiienen ist. Eine Satzprobe von
meiner Schrift ist in diesem Heffe zu
finden. Als weitere Sdiriftgiefie»
reien ersten Ranges haben zwei
VON HEINZ JOST
Frankfurter Firmen zu gelten: die
Bauersdie Giefierei {mit der
heute zu ihr gehörenden Schrift»
giefierei Flinsdi) und die
SdiriftgieBerei D. Stempel,
A. G, Neben den ge rade vom
Standpunkt der Reklame aus gar nicht
cenug zu rühmenden Schriften von
Lucian Bernhard giefit die Bau»
ersche G'cBerei audi die klassische
»Ehmdce Antiqua« und die viel
zu wenig beaditete »Ehmcke»
Kursiv«, ferner, um nur dasWidi»
tigste zu nennen, die Tvpen von E.
R. Weifi, Kleukens, Gipkens und
Wieynk. Alle neueren SchriftenF.H.
Ehmckes, seine »Rustika«, seine
Fraktur und seine Sdiwabacher,
die durchweg Höhenleistungen sind, wurden von der SdiriftgieBerei D. Stempel A.»G. herausgebradit.
Daneben entstammen diesem grofien Hause noch andere bemerkenswerte Schriften, so von Kleukens,
Buhe, Jacoby=Boy. Die starkste Leistung aus der allerletzten Zeit ist auf einer Beilage zu bewundern:
die fette Fraktur von Rudolf Koch.
Leider mufite idi die SdiriftgieBereien viel zu summarisdi behandeln. Allein der mir zur Verfügung
stehende Raum liefi eine ausführlidiere Darstellung nicht zu.
Zum Sdilusse weise idi noch auf zwei Frankfurter Druckanstalten hin, die sich um die Reklame
im allgemeinen und in Sonderheit um die Messe und den VDR besondere Verdienste erworben haben.
Das istdieKunstanstalt vonWüsten rcCo. und dieBudidrudcerei von R.Th. Hauser '3D Co.,
welch letztere als Beilage auf kleinerem Format einen Auszug aus dem bei ihr ersdiienenen wertvollen
Marken» und Signetbu dl beifügte, dessen Ansdiaffung Interessenten warm empfohlen werden kann.
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