BESPRECHUNGEN UND MITTEI LUNGEN
Internationale Drucksachenschau. Im Lichthof
des Neuen Rathauses zu Dresden wurde kürzlich
eine von der Dresdner Ortsgruppe des Bildungs=
verbandes derDeutschen jBuchdrucfcerveranstaltete
Internationale Drucksachenschau zum ersten Male
in Deutschland gezeigt, nachdem etwa die Halfte
davon im August vorigen Jahres in Graz ausge*
stellt war, wahrend sie hier wesentlich erganzt
wurde. Die Schau soli durch ganz Deutschland
wandern.
Die Ausstellung bietet viel des Interessanten
und vor allem viel Anregung, da sie aus vier
Weltteilenundaus fast alien europaischen Landern
mit Ausnahme von Erankreich, England und
Belgien, auch Spanien fehlte Proben druck*
gewerblichen Könnens aus allenGebieten aufweist
und dadurch einen Überblick über die Leistungs*
fahigkeit der verschiedenen Lander auf dem Ge*
biete der Drucktechnik und Buchdruckerkunst,
damit aber auch der Werbekunst, gewahrt. \'on
Vorteil ist dabei, daB die Ausstellung nicht
firmenmaBig angeordnet ist, sondern lediglich
nach Landern, so daB die Erzeugnisse durch sich
selbst wirken.
Aus Amerika, Afrika und Asien (China und
Japan) sind in der Hauptsache Zeitungen und
Zeitschriften in ihren charakteristischen Formaten
ausgestellt, z. B. die Riesenformate der amerika*
nischen Zeitungen und die fast ornamental wir*
kende afrikanische Zeitung »The Sudan Times«,
deren eine Llalfte in arabischer Schrift gesetzt ist.
Die iibrigen amerikanischen Drucksachen sind
unerwarteterweise recht zart gehalten. RuBland
bietet illustrierte Zeitschriften und Zeitungen, wo*
raus sich freilich nicht viel ersehen laBt; man
vermiBt vor allem den Staatsverlag. Estland und
Schweden zeigen u. a. neben den Zeitungen sehr
gute Gelegenheitsdrucke, wahrend Polen nur mit
der illustrierten Zeitschrift »Swiatowid« vertreten
ist und sonst nichts weiter bietet. Auch die Nieder*
lande und Jugoslawien stellen meist Zeitungen
aus, erstere aus der Papier* und Druckereibranche
Fachzeitungen. Die rumanischen Zeitungen und
Gelegenheitsdrucksachen sind in Ausführung und
Kombination sehr gut, und die letzteren zeichnen
sich besonders durch künstlerische Schriften aus.
Österreich ist u. a. mit geschmackvollen Glück*
wunschkarten und ausgezeichneten Illustrationen
vertreten, die prazis ausgefiihrt sind, nur machen
bei den Akzidenzen die Briefköpfe vielfach einen
altmodischen Eindruck. Unter den Erzeugnissen
der Tschechoslowakei bemerkt man einige gut
ausgefiihrte Exlibris mit landschaftlichen wie sym*
bolischen Motiven. Einladungskarten u. a. weisen
eine merkwürdige Raumeinteilung auf in sehr
mannigfaltiger Form, die aber durchaus an*
sprechend ist. Unter den Drucksachen Ungarns
trifft man auf eigenartige Raumverteilung beim
Satz, worauf man da, wie es scheint, besonderen
Wert legt, zum Teil mit farbigem Schmuck. Das
ganze Bild erhalt zwar dadurch eine manchmal
höchst merkwürdige Gestalt, ist jedoch wohl als
ungarischeEigenart zuwerten. Ganz ausgezeichnet
sind die Kunstdrucke der Schweiz. Italien zeigt
in seinen Abbildungen von Bucheinbanden und
Illustrationsproben, insbesondere auch in den
Schriften mit schonen Initialen, daB dort die Buch*
kunst ebenfalls auf hoher Stufe steht, die Exlibris
aus Bozen zeigen lediglich Schriftkunst.
Deutschland ist naturgemaB am reichsten ver*
treten, und zwar in allen möglichen Drucksachen;
Bücher (u. a. samtliche Einbande der Büchergilde
Gutenberg), Zeitungen, Zeitschriften, Illustra*
tionen, Werbedrucke der verschiedensten Art,
Packungen usw. Die mannigfachen Druckerzeug*
nisse zeugen von dem hohen Stande des graphi*
schen Schaffens in Deutschland und lassen im
Vergleich zu anderen Landern den Schlufi zu,
daB die deutschen Druckerzeugnisse auf alien
Gebieten an erster Stelle stehen, wenn auch
natürlich zugegeben werden muB, daB das eine
oder andere Land in dieser oder jener Spezialitat
Gleichwertiges und Hervorragendes zu bieten ver*
mag. Um so mehr ist es zu bedauern, daB sich
gerade Frankreich und England, deren Druck*
gewerbe auf einer hohen Stufe steht, an dieser
Ausstellung nicht beteiligt haben! Ziemlich um*
fangreich haben sich die SchriftgieBereien, ins*
besondere die Frankfurter D. Stempel und Ben*
jamin Krebs Nachf. letztere mit ihren wirklich
epochemachenden Epoche*Schriften und Epoche*
Schmuck beteiligt; auch Brüder Butter aus
Dresdensindvertreten. Von der Leistungsfahigkeit
der deutschen Druckmaschinenindustrie legen Bei*
spiele aus von den Rockstroh* Werken stammenden
Maschinen ein beredtes Zeugnis ab.
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