MITTEILUNGEN UND B E S P R E C H U N G E N
lm Rahmen der Wïnterveranstaltungen des
V. D. R. sprach in Berlin im Vortragssaale des
Deutschen IngenieursHauses Prof. H. K. Frenzel
über das Thema »Die neue Wirtschaft und die
Werbung«. Die »Berliner Volkszeitung« brachte
über diesen Vortrag nachfolgenden Bericht:
Die neue Wirtschaft und die Werbung.
Über dies Thema sprach auf einem Vortragss
abend des Verbandes Deutscher Reklamefachleute
Professor Frenzel, der Herausgeber der »Ges
brauchsgraphik«. Die Ausführungen Frenzels
waren insofern besonders interessant, als er klar
herausarbeitete, was er unter »Neuer Wirtschaft
versteht, und er manche Dinge sagte, von denen
unsere Wirtschaftsführer kaum begeistert sein
würden. Als Gütererzeuger kommen in Frage:
Landwirtschaft und Industrie.
Die Entwicklung der Landwirtschaft geht nach
Frenzel zweifellos zum Groj5betrieb, also zurDorfs
gemeinschaft, zur landlichen Aktiengesellschaft
oder einer ahnlichen Form, die zur Intensivierung
der Landwirtschaft führt. Flier liegen die Gründe
des ungeheuren Vorsprunges z. B. der kanadischen
Landwirtschaft gegenüber der kleinbetrieblich ar*
beitenden deutschen Landwirtschaft. In der Ins
dustrie sieht Frenzel zwei Bewegungen: den, wie
er sich ausdrückt, roten Kommunismus in RuBs
land, den er nicht anerkennt, und dem er eine
immer weitergehendeKompromifilerei prophezeit,
und den weifien Kommunismus in Amerika. In
dieser Wirtschaftsform sieht Frenzel in mancher
Beziehung das Ideal, namlich in der Interessierung
der am Werk Arbeitenden am Gewinn. Bei uns
wird durchweg das notwendige Kapital auf dem
freien Geldmarkt gewonnen, also von Leuten, die
nicht unmittelbar am Fortschritt des Werkes inters
essiert sind, sondern die nur aus ihrem Geld
einen möglichst hohen Gewinn ziehen wollen.
In Amerika geht man immer mehr dazu über, die
Werksangehörigen mit ihrem Kapital am Werk
selbst zu beteiligen und dadurch ihr Interesse am
Werk wesentlich zu erhöhen und gleichzeitig un=
abhangig zu sein von den reinen Gewinninteressen
der fortschrittsgleichgültigen Geldgeber. Man hat
es so leichter, die Gewinne zum Kapital zu schla*
gen, weil die Dividende eine geringere Rolle spielt.
Ein ahnliches Mittel ist die Zahlung möglichst
hoher Löhne, die zuerst im Grofien theoretisch
und praktisch Henry Ford propagiert hat. Man
schafft sich auf diese Weise auch einen absatz*
fahigen Markt in unmittelbarer Nahe, bei der eige*
nen kapitalkraftigen Arbeiter* und Angestellten*
schaft. Und dieser Markt ist wertvoller und sicherer
als der Exportmarkt, in dem unsere Wirtschafts=
führer vielfach das Heil erblicken. Wobei sie sich
nicht scheuen, in vielen Fallen ihre inlandische
Monopolstellung dahin auszunutzen, dafi sie, trotz
allen Zöllen und Frachten, im Ausland billiger
verkaufen, als im Inland. Natürlicherweise mul?
man immer im Inland billiger verkaufen können
als im Ausland; denn wo im Ausland keine Zolls
schranken sind, sind immer hohe Frachten zu bes
zahlen, besonders im Überseehandel.
Unsere Zukunft, sagt Frenzel, ist nicht der Jahrs
zehnte lang hochgepriesene Überseehandel, sons
dern das Inlandgeschaft und der Handel mit den
Nachbarn, den anderen europaischen Landern. In
dieser Richtung muB daher auch die Werbung der
nachsten Jahre gehen: Abschaffung der Zollwalle,
deren der Versailler Vertrag 11 000 km neue ges
schaffen hat, die Amerikaner wuBten, warum,
meinte derVortragende; sie selbst kennen die wirt=
schaftlichen Nachteilekleiner Lander!Und wenn
wir auch wohl in hundert Jahren noch keine Vers
einigten Staaten von Europa haben, vor allem, weil
unsere politischen Führer nicht wirtschaftlich zu
denken pflegen, so können wir doch für die euro=
paische Zollgemeinschaft werben; denn jede ZolL
schranke erzeugt andere auf der Gegenseite.
Ein Haus der Reklame. Die allen Reklameinters
essenten bekannte Firma Spezialreklame Gesells
schaft m.b.H.,Charlottenburg,ist,wie wir erfahren,
im Begriff, ein eigenes Haus der Reklame zu bauen,
um ihre in verschiedenen Stadtgegenden befinds
lichen Betriebe einschlieBlich der Bauabteilungen
zu zentralisieren.
Wettbewerb der Firma Wezel Naumann Akt.=
Ges., Leipzig, zur ErlangungkünstlerischerPralinen=
und Schokoladenpackungen. Zu dem von der Firma
Wezel Naumann A.sG. ausgeschriebenen Wetts
bewerb waren 760 Arbeiten eingegangen. Wie bei
allen öffentlichen Wettbewerben, so war auch diess
mal wieder ein groBer Prozentsatz der Arbeiten
nicht sehr abweichend von dem, was man heute
allgemein in den Schaufenstern der Schokoladens
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Ein interessanter Vortrag.