VOM SINN DES EXLIBRIS
Dr. EBERHAR
Die deutsche Exlibriskunst befindet sich gegenwartig in einer recht be-
denklichen Krise. In der Nachkriegszeit und selbst noch vor etwa zehn
Jahren herrschte eine ausgesprochene Hausse auf dem Exlibrismarkte,
und die Künstler hatten alle Hande voll zu tun, um die ihnen hier reich-
lich zufliebenden Auftrage erledigen zu können. Dieser Periode einer
fast beispiellosen Hochkonjunktur ist aber eine schon lang andauernde
Baisse gefolgt, und verschwindend gering ist die Zahl der in den letzten
Jahren neu entstandenen Exlibris. Dieser deutlich erkennbare Rückgang
ist nun nicht etwa allein auf rein wirtschaftliche Gründe zurückzuführen,
denn seltsamerweise haben auch gerade die Exlibrisfreunde selber durch
ihre übersteigerte und planlose Sammelleidenschaft ihrem Lieblingsgebiet
einen weiteren schweren Abbruch getan. Sie entfesselten einen geradezu
hemmungslosen Ehrgeiz darin, ihre Mappen und Schranke mit klein-
graphischen Kunstblattern von der Hand möglichst berühmter Meister
anzufüllen, und sie förderten damit nur das Aufkommen und inflations-
hafte Anwachsen jenes Exlibristyps, der kein reines Zweckgebilde mehr
ist, sondern lediglich künstlich für Sammel- und Tauschzwecke in das
Leben gerufen wurde. Damit entzogen sie aber dem Exlibris seine eigent-
liche Existenzbasis, und die unausbleibliche Folge war eben jene rasche
Scheinblüte und übersattigung auf dem Exlibrismarkte, die jeden wahren
Freund dieses alten und reizvollen Sondergebietes graphischen Schaffens
ernsthaft verstimmte und an der wir schlieblich heute noch kranken.
Trotzdem aber berechtigen diese Enttauschungen nun noch keineswegs
dazu, dem Exlibris seine heutige Daseinsberechtigung abzusprechen, wie
es übelwollende Kritiker schon mehrfach getan haben. Nur mub man
sich einmal wieder grundsatzlich darüber klar werden, dab ein wirklich
brauchbares Exlibris weder ein blobes Sammelobjekt noch ein hübscher
Luxusartikel noch überhaupt ein um seiner selbst willen existierendes
DIFSBIJCH GEHORT,
hn Exlibris von EDUARD SAUER