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Bologna Johannes Antonius de Benedictis 1500
und Kraft ihrer Liniensprache. Die
verschiedenen Temperamente der
abendlandischen Völker aufiern sich
auf bezeichnend verschiedene
Weise. Der Deutsche erzahlt gern,
der Italiener pflegt das gehaltene
GleichmaB, die Franzosen und Eng-
lander lieben spatmittelalterlichen
Prunk. Wie ein gotischer von einem
Weintraubenmuster durchwebter
Teppich wirkt de Vingles Marke mit
Windspiel und Löwe. Die Vorliebe
für das klarste und einfachste Orna
ment ist in Venedig zu Hause, wo
die strengen Marken mit dem Sym
bol von Weltkugel und Kreuz ent-
stehen. Mit einer wunderbaren
Leichtigkeit und Zügigkeit wird das
Motiv in Lyon von Huss in das
Zarte und Elegante verandert. Die
Marken des 16. Jahrhunderts haben
nicht mehr das unmittelbar Uber-
deutsche Freude am liebevoll gege-
benen Detail verrat (die Marke ist
übrigens einem Stich Martin Schon-
gauers nachgebildet), und der ita-
lienischen Marke des Bevilaqua, die
in ihrer wohlabgewogenen Spar-
samkeit der graphischen Mittel nicht
minder eindrucksvoll ist. Das Mit-
telalter verstand sich darauf, wirk-
same Zeichen zu schaffen, wie die
Flaggen und Wappen, Siegel und
Hausmarken der Zeit beweisen. Die
frühesten Drucker haben noch teil
an dieser mittelalterlichen Bega-
bung. Zuchtvoll in der Zurückdran-
gung des Unwesentlichen, aber nie
ausgeklügelt und konstruiert, son-
dern von einer frischen Unbeküm-
mertheit und Lebendigkeit sind ihre
Signete. Sie „sprechen" nicht nur
durch ihre Darstellungen, wie etwa
der Korb des italienischen Druckers
Gerla Korb) oder der Reiher
des Ulmer Druckers Reger (=Reiher),
sondern durch die Eindringlichkeit
Florenz Filippo Giunta 1517
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