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12 (1895)
13 (1895)
Gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts, als die grossen Maler sich vom Natura-
lismus abwandten und der Kunst neue Wege wiesen, bemachtigten sich
bedeutende Künstler, Daumier, Gavarni, Manet, des Plakates, das vordem als
untergeordneter, verachtlicher Zweig der vervielfaltigenden Kiinste gait. Einer
der ersten, die ein wirklich künstlerisches Plakat schaffen, ist Edouard Manet.
Von nun an bestimmen die Künstler den Stil des Plakates, ja sogar auch die
Form, wie die Werbeaufgabe gelost wird. An die Stelle der naturalistischen
Wiedergabe des Genrebildes, der melodramatischen Bilddarstellungen tritt ein
suggestives Bildsujet. Besonders Jules Chéret in Paris beherrscht diese neue
Plakatsprache souveran. 70 Jahre vor dem Erscheinen des Pin-up-Girl entdeckt
er die Werbewirksamkeit appetitlicher, ja frivoler junger Frauen, die, inflüchtiger
Bewegung erfasst, für Sicherheitspetrol, Reispuder oder Schuhwichse werben.
Chéret und seine Zeitgenossen erkennen die wichtigen Grundgesetze des
Plakatesdie Bedeutung der zeitgemassen, ja fortschrittlichen, dem Alltag vor-
auseilenden Motivwelt, die Konzentration auf ein dominierendes Hauptmotiv,
die Notwendigkeit des Verzichtes auf unwesentliche Details, die Wirksamkeit
einer frischen, heitern Farbgebung, die Konzentration auf die Schlagzeile.
Hatte sich das Plakat vordem an den gemachlich durch die Strassen flanieren-
den Fussganger gewandt, der stehen blieb und Text und Bild eingehend stu-
dierte, so passte sich das neue Plakat dem eiligen Grossstadter an, der mit
Droschke oder Pferdetram durch die Strassen fuhr und mit einem einzigen Blick
das Plakat erfassen musste. [Fortsctzung Seite 560]
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